Reaktor Wien

Wien Modern auf der Suche nach der nächsten Dimension

(c) Land of the Flats
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Die choreografische Komposition „Land of the Flats“ erkundet Zwischenwelten von Musik und Performance.

Es dauert ein Weilchen, bis die Retro-3-D-Brille aus Karton ihren Dienst tut. Ein Rechteck beginnt zu rotieren, Kreise blitzen im Stroboskoplicht zu dröhnender Elektronik auf. Die imaginäre Kamera schwebt wie ein Mittelding aus Drohne und Magensonde zu schrägen Sounds durch dreidimensionale Strukturen, die aus rätselhaften Träumen stammen könnten. Die Nachbarschaft des Reaktors Wien (17. Bezirk, Geblergasse 40) und das Innere von lebendigen Körpern fließen ineinander. Die Gebäude sind verzerrt, wirken wie herausgestanzt aus einem Google-Maps-Blech – und die Tonspur ähnelt dem Hämmern eines MRT-Geräts. Schließlich taucht auch der Kopf des Komponisten Jorge Sánchez-Chiong auf, zunächst lebensähnlich konvex, dann jedoch konkav: als wäre sein Gesicht ein Luftballon, eine transparente, leere Hülle, die man von innen betrachtet.

„Flatland. A Romance of Many Dimensions“ nannte der englische Schriftsteller Edwin A. Abbott eine 1884 veröffentlichte Novelle. Sie spielt in einer zweidimensionalen Welt, in der der Ich-Erzähler, ein Quadrat namens A. Square, mit seinen Vorstellungen von einer dritten Dimension – nun ja, man darf wohl sagen: aneckt. Abbotts kreative Nachhilfe in Geometrie funktioniert zugleich als Satire auf die Viktorianische Gesellschaft und hat in Literatur und Film viel Nachhall gefunden – von Carl Sagan und Stephen Hawking bis hin zur „Big Bang Theory“.

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