Totalüberwachung

China: Handyverträge nur noch gegen Gesichtsscan

REUTERS
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Unter dem Aspekt der Sicherheit hat China schon so manche Überwachungsmaßnahme installiert. Der neueste Coup der chinesischen Regierung: Gesichtsscans zum Abschluss eines Handyvertrags.

Wer in China einen Mobilfunkvertrag abschließt, muss dafür ab sofort sein Gesicht scannen lassen. Die Ankündigung dazu gab es bereits im September, nun wird es Realität. Dabei war auch in China bis dato das Vorzeigen eines amtlichen Lichtbildausweises Pflicht. Das ist aber nicht mehr genug.

"Die legitimen Rechte und Interessen der chinesischen Bürger im Cyberspace schützen", lautet die Erklärung der Regierung. Es ist ein oft gewähltes Mittel, die Sicherheit als Grund für die Totalüberwachung vorzuschieben.

Chinesen werden Schritt auf Tritt überwacht. Bis 2020 soll die Kontrolle auch im Netz lückenlos funktionieren. Wer schaut heimlich Pornos, bezahlt Rechnungen nicht pünktlich, lästert online über die Partei oder spielt zu viele Videospiele? Das gibt Minuspunkte im Sozialkredit-Ranking. Pluspunkte gibt es, wenn gesunde Babynahrung bestellt wird, oder parteinahe Zeitungen gelesen werden.

Der gläserne Bürger ist längst Realität, der gläserne, kontrollierte Bürger ist das Ziel. Und nachdem Tech-Riesen wie Tencent und Alibaba ihre Daten an die chinesische Regierung weiter geben, ist die Überwachung leichter denn je. Über Alibaba wird online gekauft, Tencents WeChat läuft auf nahezu allen chinesischen Smartphones und ist der digitale Schlüssel für Kommunikation und Geldtransaktionen. Ein mächtiger Datenberg in den Händen der chinesischen Regierung.

Überwachung mit ständiger Selbstkontrolle

Jeder Chinese soll ab 2020 selbst überprüfen können, wieviele Punkte er hat. Eine App soll die mehr als 1,3 Milliarden Bürger über ihr Rating informieren. Triple-A ist dabei das Beste, was erreicht werden kann. 1300 Punkte sind das Maß der Dinge und Einsicht sollen nicht nur der Staat und die Bürger bekommen. Vom Arbeitgeber, Vermieter bis hin zu Banken und Reiseveranstaltern sollen wissen dürfen, ob es sich um einen Vorzeige-Chinesen handelt, oder eben nicht.

Für die Braven gibt es vergünstigte Kredite oder eine bessere Krankenversicherung. Jene, die schlechter bewertet dastehen, droht der Verlust des Jobs, Kündigung des Mietvertrags und auch, dass Reisen nicht gebucht werden können. Außerdem wird es sozial schwierig, denn sich mit "schlechten" Menschen zu treffen, bedeutet auch einen Punkteabzug.

(bagre)

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