Wiens Liebe zur Begegnungszone: Visionär – und teuer

Als kühle Begegnungszone umgestaltet, wird die Neubaugasse Vorbildfunktion haben. Was die Stadt aber nicht verschweigen sollte: Das geht auch ordentlich ins Geld.

In einer Stadt, in der schon die Errichtung eines „Bussiplatzes“ auf dem Christkindlmarkt euphorisch gefeiert wird, verwundert es nicht, dass auch die tatsächlich zukunftsweisende Neugestaltung einer der wichtigsten Einkaufstraßen, der Neubaugasse, eher nicht von Bescheidenheit begleitet wird. „So“, sagt Umwelt-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) bei der Präsentation, „wird die Stadt der Zukunft aussehen.“ 30 neue Bäume, 100 konsumfreie Sitzgelegenheiten, Nebelduschen, 69 neue Radständer, Granitbelag regionaler Herkunft (aus dem Waldviertel) - und das alles in verkehrsberuhigte Begegnungszonenform gegossen: Dass man in der Neubaugasse fast die komplette To-Do-Liste tiefgrüner Ideen umsetzen wird, freut auch die grüne Vizebürgermeistern Birgit Hebein, die von einem „klassen Tag“, sprach und der Neubaugasse eine „Vorbildfunktion für die ganze Stadt“ bescheinigte.

Worüber die Verantwortlichen bei all der Begeisterung über neue Bäume und Wasserspiele aber ganz bewusst nicht reden wollten: Die doch eher enormen Kosten des Ganzen. In den Presseunterlagen kamen diese nicht einmal als kleingedruckte Fußnote vor. Auf Nachfrage wusste man am Podium zuerst nicht so recht, wer dazu etwas sagen möchte (niemand offenbar), bis schließlich der Geschäftsführer der Wiener Linien, Günter Steinbauer, von sieben Millionen Euro sprach, die die Wiener Linien übernehmen. (Die Wiener Linien deshalb, weil die Umgestaltung wegen des U-Bahn-Ausbaus notwendig wird). „Den Rest“ würden Stadt und Bezirk tragen.

Moment, welcher Rest? Nun, nach einigem Hin und Her war zu erfahren, dass die Neubaugasse neu rund elf Millionen Euro kosten wird. Und auch wenn nicht jede derartige Neugestaltung ganz so teuer wird (die kühle Meile Zieglergasse etwa kostet „nur“ rund zwei Millionen): Wenn „die Stadt der Zukunft“ tatsächlich so begrünt, besprühnebelt und schick aussehen soll wie die Neubaugasse, muss man sich einerseits fragen, woher das Geld dafür kommen wird und andererseits den Mut haben, den Wienern offen zu kommunizieren: Das wird sehr teuer werden. Transparenz steht ja an sich auch auf der grünen To-Do-Liste.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

++ HANDOUT ++ FOTOTERMIN 'SPATENSTICH FUeR DIE KUeHLE MEILE ZIEGLERGASSE'
Wien

Baubeginn für „Kühle Meile“ bei kühlem Wetter

Die grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein startet ihr Projekt.
Linie 13A
Verkehr

Wiener Neubaugasse ab Montag teilweise gesperrt

Die stark frequentierte Buslinie 13A wird ab Montag bis Herbst geteilt geführt. Auch für Autofahrer gibt es Sperren.
30 neue Bäume, Sprühnebel und eine helle neue Pflasterung: So soll die Neubaugasse ab Herbst 2020 aussehen.
Begegnungszone

Neubaugasse: Kühle, neue Welt

Ab Jänner wird die Einkaufsstraße dank Bäumen und Sprühnebel zur „kühlen Meile“ umgestaltet, auf der alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.