Quergeschrieben

Die NS-Aufarbeitung in Österreich ist noch immer eine Katastrophe

Bald jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 75. Mal. Bei der Finanzierung von Gedenkorten hinkt Österreich hinterher.

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Wer heute das Konzentrationslager Mauthausen besuchen will, braucht ein Auto oder gute Schuhe. Der Linienbus hält 1,4 Kilometer entfernt; diese Strecke muss man zu Fuß bergauf gehen. Im April wird sich das ändern. Viermal täglich fährt dann ein Bus vom Linzer Hauptbahnhof zur Gedenkstätte. Eine gute Sache, keine Frage. Gleichzeitig zeigt die Tatsache, dass es bislang zur Gedenkstätte des größten Konzentrationslagers auf Österreichs Boden keine öffentliche Anbindung gab, einmal mehr, wie nachlässig die Öffentlichkeit mit diesem Erbe umgeht. Der neue Linienbus wird auch an der ehemaligen KZ-Außenstelle Gusen halten. Diese machte zuletzt wieder Schlagzeilen, als der polnische Premier, Mateusz Morawiecki, ankündigte, Überreste des Lagers kaufen zu wollen. Zahlreiche Grundstücke, auf denen einst Teile des Lagers standen, in dem rund 35.000 Menschen starben, der Großteil davon Polen, sind in Privatbesitz. Die Eigentümer wären bereit, diese zu verkaufen. Das Innenministerium gab schon 2018 eine Studie in Auftrag, um herauszufinden, ob ein Ankauf durch die Republik machbar wäre. Das Ergebnis? Bitte warten. Gut möglich, dass Polen schneller handelt, was peinlich für Österreich wäre.

Bald ist es 75 Jahre her, dass die Konzentrationslager befreit wurden und der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. Wer heute zur Welt kommt, wird nie die Gelegenheit haben, einer Zeitzeugin oder einem Zeitzeugen zu begegnen. Umso wichtiger, dass jene Orte, an denen man sich mit der Geschichte auseinandersetzt, präsent und ansprechend sind.

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