Rallye Dakar

Die Fahrt ins Ungewisse

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Als Mitfavorit startet Matthias Walkner bei der Saudiarabien-Premiere. Bis zum Start der Etappen tappt er im Dunkeln.

Wien. Die Rallye Dakar ist nach Saudiarabien übersiedelt, und das Wenige, das KTM-Werksfahrer Matthias Walkner über die anstehenden Strapazen weiß, lässt sich in etwa so zusammenfassen: Es geht ab 5. Jänner von Jeddah entlang der Küste des Roten Meers nach Norden, dann ins Gebirge und danach in die Wüste, wo die tückischen Sanddünen warten. Insgesamt zwölf Etappen, fast 8000 Kilometer. Das war es praktisch schon mit den Infos. Denn bei der Premiere in Saudiarabien will man offenbar mit einer auffallend schweren Auflage auf sich aufmerksam machen.

Besonders knifflig: Das von Dakar-Veteran David Castera erstellte und alles entscheidende Roadbook gibt es an sechs Etappen erst eine halbe Stunde vor dem Start. Kaum Vorbereitungszeit also für die 170 Motorradfahrer, dafür Geschwindigkeiten von über 100 km/h im unbekannten Gelände. „Alle fragen sich: ,Was erwartet uns?‘ Es wird eine enorm zähe Dakar, die Saudis wollen alle Facetten ihres Landes zeigen. Berge, Steinwüste, Küsten, hohe Dünen – es ist alles dabei“, sagt Walkner.

Der Salzburger, 33, prophezeit, dass es bei der 41. Auflage mehr denn je auf die Navigationskünste ankommen werde. So sind sieben Sonderprüfungen mehr als 400 Kilometer lang, die längste Etappe führt über 800 Kilometer. „Nach drei Stunden merkt man, wie die Konzentration nachlässt. Nach sechs Stunden kann man die Infos vom Roadbook oft nicht mehr richtig wahrnehmen“, schildert Walkner seine Erfahrungen von früheren Wüstenrallyes. „In den Dünen ist die Navigation keine Gaudi, wegen der hoch stehenden Sonne nimmt man kleine Dünen nicht mehr wahr, wegen des fehlenden Kontrasts wird einem schlecht, viele Fahrer müssen sich übergeben.“

Stürze sind ohnehin an der Tagesordnung, oft sind es bis zu fünf pro Etappe. Walkner selbst hat bei der jüngsten Auflage einen Knorpelschaden im Sprunggelenk davongetragen, der ihn immer noch behindert. „Ich weiß nicht, wie ich in das Rennen reingehen soll, umso spannender wird es.“

Die KTM-Phalanx

Klar aber ist schon jetzt: KTM wird auch dieses Mal das Rennen bei den Motorrädern kontrollieren. Walkner gewann die Dakar 2018 in Argentinien, 2019 wurde er in Peru Zweiter. Der Kuchler ist einer von drei Werkspiloten, seine Teampartner sind Titelverteidiger Toby Price (AUS) und Sam Sunderland (GBR). Auch das zum KTM-Konzern zählende Husqvarna-Team stellt zwei Piloten. „Ich traue mich nicht zu sagen, wer gewinnen wird, aber unsere drei stelle ich ganz vorn hin“, erklärte KTM-Teammanager Heinz Kinigadner. Aber: „Keiner konnte trainieren, es herrschen für alle gleiche Bedingungen, und es wartet eine richtig tiefe Wüste.“

Zum umstrittenen Gastgeber Saudiarabien meinte Kinigadner: „Für KTM ist klar: Sport ist Sport.“ Dem Vernehmen nach wird die Dakar bis auf Weiteres in Saudiarabien über die Bühne gehen. In der Vision der Veranstalter wird das Ziel irgendwann tatsächlich wieder in Dakar sein. Die Rallye würde dann quer durch die Sahara in die westlichste Stadt Kontinentalafrikas führen.

KTM-Aushängeschild Walkner schwärmt noch immer von den unvergesslichen Eindrücken aus Südamerika, wo die Dakar ab 2009 ausgetragen wurde. „Diese Euphorie, die Begeisterung der Leute, die strahlenden Kinderaugen – das wird mir fehlen.“ (joe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2019)

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