Botenstoff-Wellness

Dopamin-Fasten als neuer Trend aus dem Silicon Valley

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Essen, sprechen und Berührungen verboten. Die Selbstoptimierer aus dem Silicon Valley drücken nun mit Dopamin-Fasten den Reset-Knopf. Was verbirgt sich hinter dem neuen Wellness-Trend?

Die guten Vorsätze gehören zum Jänner wie das Glockenschlagen der Pummerin am Stephansdom zu Silvester. Ein neuer Trend aus dem Silicon Valley verspricht jetzt passend zum Jahresbeginn einen guten Start ins neue Jahrzehnt. Doch was verbirgt sich hinter dem neuen Trend? Eigentlich ein alter Hut, denn beim Dopamin-Fasten geht es darum, abzuschalten und sich eine Auszeit zu nehmen. Nach Wellness-Retreats und Aufenthalten im Kloster machen das die Selbstoptimierer im Silcon Valley nun mittels Abschaltung aller äußeren Reize.

Denn - so sind sich die Anhänger des Trends einig - der moderne Mensch ist im Alltag ständig auf Dopaminjagd. Dopamin ist ein Neurotransmitter im Zentralen Nervensystem, der mit dem Gefühl zusammenhängt, dass wir motiviert sind. Der Botenstoff ist der Hauptakteur des Belohnungssystems im Gehirn. Fälschlicherweise wird er auch als Glückshormon bezeichnet. Man scrollt stundenlang durch Instagram, am laufenden Band gehen Benachrichtigungen auf dem Smartphone ein, man hört ständig Musik oder Podacasts und isst aus Langweile. Leerlauf oder ruhige Minuten, in denen man gar nichts macht, gibt es fast nicht mehr. 

Reset-Knopf drücken

Gegen diese ständige Reizüberflutung und Überstimulierung wird auf alles, was das Gehirn mit Belohnung assoziiert, verzichtet und quasi der Reset-Knopf gedrückt. Also etwa auf Essen, Musik, Berührungen, Augenkontakt, Gespräche und das Handy. Und zwar für mehrere Stunden oder sogar Tage. 

Cameron Sepah, der als Psychologieprofessor an der Universität von San Francisco arbeitet, hat eine Anleitung zum Dopaminfasten veröffentlicht. Darin schreibt er, dass durch das Fasten Gewohnheiten eingestellt werden, die zu hoher und wiederholter Dopaminausschüttung führen und das Gehirn sich so erholen und sanieren könne.

Denn mit der Reizüberflutung geht einher, dass wir immer mehr wollen. Dinge, die früher Dopamin ausgeschüttet haben, machen das nicht mehr. "Wenn etwas wirkt, gibt es immer eine Gegenregulation. Deswegen muss man bei jeder Abhängigkeit die Dosis steigern", erklärt David Nutt dem „Guardian".

Mehr als nur eine Modeerscheinung?

Einfache Formen des Dopaminfastens sind etwa die Reduzierung von Süßigkeiten oder der Zeit, die man auf Social Media verbringt. Start-up-Überflieger oder Tech-Unternehmer aus dem Silicon Valley haben den Trend aber auf die Spitze gerieben. Sie versuchen sich alle Arten von äußeren Reizen zu entziehen, lediglich leichte Übungen, Spaziergänge und handschriftliche Notizen sind erlaubt.

Joshua Burke, Professor für Neurologie und Psychiatrie an der University of California in San Francisco steht dem Trend kritisch gegenüber, wie er der „BBC" erklärt. „Das ist eine Modeerscheinung keine kontrollierte Studie.“ Zwar sei es plausibel, dass eine Pause vom beispielsweise obsessiven checken der Social Media Accounts eine positive Auswirkung habe, es habe dabei aber höchstwahrscheinlich nichts mit Dopamin an und für sich zu tun.

>> Artikel auf „The Guardian"

>> BBC.com

(chrile )

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