Musikverein

Harry Potter im Goldenen Saal

Anne-Sophie Mutter.
Anne-Sophie Mutter.(c) imago images/Mary Evans (Rights Managed via www.imago-ima)
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Anne-Sophie Mutter und die Wiener Philharmoniker spielten Filmmusik von und mit John Williams: ein Fest für die Fans.

Und dann natürlich, als Schluss des offiziellen Programms, „Star Wars“: Diese Fanfare kennt jedes Kind. Freilich hat John Williams dafür eine melodische Anleihe bei Puccinis „Manon Lescaut“ genommen – aber die niedersinkende Triole vom Auftakt auf die Eins zu versetzen, das war sein entscheidender Einfall. Erst so bekommt das Thema jenen explosiven Elan, der es immer wieder strahlend in die Oktav hochschnellen lässt. Überflüssig zu erwähnen, dass sich das erfreulich gemischte Publikum im Musikverein davon aus den Sitzen reißen ließ.

Knapp 88 ist er, der heute berühmteste Vertreter jener großen orchestralen Filmmusiktradition, die einst Erich Wolfgang Korngold in Hollywood mit etablieren konnte – und ist von seinen Fans gefeiert worden. Alle Spielberg-Filme, „Star Wars“, „Harry Potter“ und mehr: Seine Scores schaffen den Spagat zwischen einer auf Leitmotivtechnik basierenden, perfekten Unterstützung der Filmhandlung und musikalischer Eigenständigkeit. 2019 lag Williams sogar bei den Aufführungszahlen vor dem langjährigen Spitzenreiter lebender Komponisten, Arvo Pärt.

Im Musikverein bedeutete das begeisterten Schwung von den Philharmonikern und im Publikum mehrheitlich konzentrierte Aufmerksamkeit im Wechsel mit popkonzerttauglicher Begeisterung. Williams sachliche, jeder Show abholde Schlagtechnik ist wohl der zeitlebens praktizierten Studioeffizienz geschuldet. Allerdings hätte man sich beim allzu munteren Fortissimo-Drauflos immer wieder bessere Balance zwischen den Gruppen gewünscht – denn die lässt sich nicht nachträglich mittels Reglern einstellen.

Trotzdem ein besonderes Konzert – auch dank Anne-Sophie Mutter. Die Geigerin hatte jüngst mit Williams ein Akazistücklprogramm aus extra für sie geschaffenen Arrangements eingespielt, von denen sie sieben zum Besten gab. Darunter virtuos-kratzbürstige Hexereien („Harry Potter“, „The Witches of Eastwick“), vergnüglicher Irish Folk („Far and Away“) und die transzendentale Wehmut von „Schindler's List“. Dass Mutter beim letzten Encore, halb improvisierend, die Primgeigenstimme mitspielte, würzte dieses mit einer passenden Prise Abenteuerlust: Es war der „Indiana Jones“-Marsch. (wawe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2020)

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