Der Ex-Bundesgeschäftsführer der Grünen, Stefan Wallner, wechselt von der Erste Bank zurück in die Politik. Er wird Generalsekretär im Sozialministerium.
Wien. Die beste Nachrede hat Stefan Wallner nicht gehabt. Als der einstige Bundesgeschäftsführer die Grünen im Dezember 2016 verließ, wenig später Parteichefin Eva Glawischnig zurücktrat und die Grünen aus dem Nationalrat fielen, gab man ihm und seinem Team Mitschuld am Abstieg der Grünen. Es habe zu viel PR und zu wenig Inhalt gegeben. Er selbst sei autoritär. Nun profitiert Stefan Wallner vom Aufstieg der Grünen.
Der 48-Jährige wird ab März Generalsekretär im Sozial- und Gesundheitsministerium sein. Ressortchef Rudolf Anschober hat sich trotz der einst großen grünen Skepsis gegenüber der unter Türkis-Blau eingeführten Funktion für die Besetzung des Postens entschieden. Genauso wie alle anderen grünen Regierungsmitglieder. Nur Justizministerin Alma Zadić hat noch keinen Generalsekretär.
Für Wallner geht es „back to the roots“, wie er es in einer Aussendung formuliert. Bereits im Politikwissenschafts- und Geschichtestudium habe er sich mit Sozialpolitik beschäftigt. 15 Jahre lang war er bei der Caritas. Von 1999 bis 2009 ist er deren Generalsekretär gewesen. Schon damals habe er „viele Stunden pro Woche“ im Sozialministerium verbracht.
Mehr will Wallner nicht zu seinem neuen Job sagen. Das werde er auch künftig so handhaben, wie er auf Nachfrage der „Presse“ sagte. Er habe nun keine öffentliche Rolle beziehungsweise politische Funktion mehr, sondern eine Managementaufgabe. Die hatte er auch in den vergangenen Jahren inne. Seit 2017 arbeitete der gebürtige Grazer bei der Erste Bank. Dort leitete er die Bereiche Markensteuerung und Unternehmensentwicklung. Als beharrlicher, eher unzugänglicher, aber respektvoll und schonungslos ehrlicher Vorgesetzter beziehungsweise Kollege wird er dort von so manchem beschrieben.
Vertrauen der NGOs gewinnen
Als Generalsekretär im erstmals grün geführten Ressort wird er sich wohl auch dort nicht nur Freunde machen. Verbindlich soll Wallner aber gegenüber den Hilfsorganisationen auftreten. Immerhin ist das Vertrauen zwischen diesen und der Regierung schon einmal besser gewesen – das liegt mitunter an so mancher Äußerung des Kanzlers. „Mir ist es wichtig, hier wieder Vertrauen aufzubauen“, sagt Anschober. So manch Grüner wird das wohl auch noch mit Blick auf Wallner selbst machen müssen. (j. n.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2020)