Den Einstiegspreis des Qashqai kann man locker verdoppeln – solange es halt noch geht, denn Diesel zum Beispiel ist bei Nissans Cross-over-Bestseller ein Auslaufmodell.
SUVs, und sei es in moderater Ausgestaltung als kompakte Cross-over, galten bislang als Bastion des Dieselmotors. Die Bauweise neigt zum Mehrverbrauch, da fällt die Wirtschaftlichkeit des Antriebs mehr ins Gewicht. Dennoch ist der Selbstzünder auf Talfahrt, aus dem Mehrheits- wird ein Minderheitenprogramm. Das liegt neben einem Imageproblem vor allem an den höheren Kosten für die aufwendige Abgasreinigung bei gleichzeitig gestiegenem Normverbrauch, was beides den Kaufpreis in die Höhe treibt – einmal direkt, einmal über die CO2-Besteuerung. So greift man verstärkt zum günstigeren Benziner, der sich bei den Trinkgewohnheiten und beim Durchzug (dank Turbo) doch spürbar verbessert hat.
Nissan streicht bei der nächsten Generation des Qashqai den Diesel gleich komplett aus dem Programm. Beim Nachfolger des Bestsellers, voraussichtlich im Herbst erstmals zu sehen, soll ein Plug-in-Hybrid seine Rolle übernehmen. Der soll den Dieselverbrauch noch weit unterbieten – auf dem Papier zweifellos; auf langer Fahrt, ohne regelmäßiges Aufladen, darf das bezweifelt werden.
Noch im Programm
Egal, einstweilen ist Diesel ja noch im Programm, wir fuhren den zuletzt hinzugekommenen 1,7-Liter-Vierzylinder mit 150 PS – die einzige Motorvariante, die sich mit Allradantrieb kombinieren lässt. Auch war unser Testexemplar mit Automatik ausgestattet, ein CVT-Getriebe, also stufenlos. Weil wir auch noch in höchster Ausstattungsstufe unterwegs waren – Tekna plus heißt das bei Nissan – kam preislich allerhand was zusammen: Mit 46.386 Euro wäre der Qashqai-Einstiegspreis – 23.190 Euro, dies auch schon mit 140 PS – glatt verdoppelt. Müßig zu sagen, dass die Mehrheit es bei Frontantrieb belässt.
Unser doppelter Qashqai hat freilich seine Qualitäten, vor allem wegen des Ausstattungsfestivals, das kein Extra offenlässt. Doch, zwei waren es: Panoramaglasdach und die hübsche blaue Lackierung (zusammen 1750 Euro). Platzangebot? Bei Vollbesetzung heißt es auskommen mit einem Stauraum, der nicht über jenem eines normalen Kompakten liegt (430 Liter).
Das Wissen um Allradantrieb ist ein eher theoretischer Nutzen, solang kein Schlupf auftritt, ist der Nissan ein Fronttriebler. Der Motor gibt sich mit 340 Newtonmeter Drehmoment auch angesichts der über 1,5 Tonnen Gewicht absolut durchsetzungsfähig, das Aufbranden des Motorgeräuschs bei kurzen Zwischenspurts ist der Arbeitsweise des Getriebes geschuldet. Insgesamt ist das Aggregat gut gedämmt und werkelt akustisch verträglich vor sich hin. Auf der Langstrecke entscheidet das Tempo über den Verbrauch, wir blieben diesbezüglich im Bereich des Erlaubten und waren in der Folge mit knapp über sieben Litern im Schnitt unterwegs. (dat/tiv)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2020)