Nach dem schweren Beben in der Osttürkei geht die Suche nach Überlebenden bei Minusgraden weiter. Ein Geologe warnt bereits seit Monaten vor einer Katastrophe.
Istanbul/Elazığ. Es ist kurz vor neun Uhr am Freitagabend im osttürkischen Elazığ. Viele Bewohner der Provinzhauptstadt sind beim Einkaufen oder in Cafés und Restaurants. Plötzlich stürmen alle in heller Panik nach draußen in die Winterkälte: Ein Erdstoß der Stärke 6,6 erschüttert die Gegend um die Stadt mit mehr als 400.000 Einwohnern. Auf den Straßen sammeln sich verängstigte Menschen, die Sirenen der Rettungsfahrzeuge heulen. Mehrere Gebäude stürzten in sich zusammen.
Bis zum Sonntag haben die Bergungsteams 35 Todesopfer aus den Trümmern gezogen, mehr als 1600 Menschen werden medizinisch behandelt. Teams des türkischen Katastrophenschutzamtes AFAD und freiwillige Helfer suchen seit Freitag mit Baggern, Bohrern und teilweise mit bloßen Händen in eingestürzten Häusern nach Überlebenden. Am Sonntag konnten sie einen Erfolg feiern: Sie retteten eine 35-jährige Frau und ihr kleines Kind. Bei Nachttemperaturen von etwa sieben Grad unter null sinken die Überlebenschancen für Opfer unter den Betontrümmern jedoch rapide.