Leitartikel

Doskozils Kuba, Kurz' Heimat

BURGENLAND-WAHL: LANDHAUS - DOSKOZIL
BURGENLAND-WAHL: LANDHAUS - DOSKOZILAPA/HERBERT P. OCZERET
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Doskozils Kantersieg bestätigt das Rezept, das schon Kurz half: einmal ein wenig weiter rechts, einmal ein wenig weiter links und viel Wählerkontakt.

In den sozialdemokratischen Lofts in den Wiener Innenstadtbezirken dürfte Sonntagabend eine ähnlich depressive Stimmung wie zuletzt beim Wahlsieg von Sebastian Kurz geherrscht haben. Hans-Peter Doskozil, Rechtsausleger der SPÖ, hat einen Kantersieg gefeiert: Der ehemalige Polizist holte sich die Absolute. Man muss schon länger in die Geschichte zurückgehen, um einen aus Sicht der SPÖ so erfolgreichen Wahlabend zu finden.

Natürlich dient das Burgenland, das mit dem Wahlergebnis, Klima und Wiener-Meer wieder als Kuba Österreichs tituliert werden darf, mit den ihm eigenen Charakteristika nur bedingt als Vorbild für das ganze Land oder gar das noch immer rötliche Wien. Auch Dänemark mit seiner sozialdemokratischen Mitterechtsregierung kann nicht eins zu eins auf ganz Europa umgelegt werden. Aber einige Schlüsse lassen sich aus diesen seltenen roten Glücksfällen dann doch ziehen: Ein überzeugendes Zugpferd ist auf jeden Fall eine gute Idee, ein idealer Spitzenkandidat muss weniger die eigenen Apparatschiks, Berater und Journalisten begeistern als vielmehr die Wähler. Idealerweise im direkten Kontakt. Dafür sind weder eingelernte Floskeln noch ausgeklügelte Pirouetten-Strategien die besten Voraussetzungen, sondern das, was Doskozil und ein ganz anderer Wahlsieger des Sonntags, nämlich der Wiener Neustädter Bürgermeister Klaus Schneeberger, haben: hohe Authentizität. Für Schneeberger wurde der Begriff politisches „Urgestein“ übrigens eigens erfunden.

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