Epidemie

Coronavirus: Daimler und Co. leiden

Das Coronavirus hat erhebliche Auswirkungen auf den Flugverkehr.
Das Coronavirus hat erhebliche Auswirkungen auf den Flugverkehr.(c) APA/AFP/NICOLAS ASFOURI (NICOLAS ASFOURI)
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Die Lungenerkrankung macht es den in China tätigen Unternehmen nicht leicht. Daimler warnt vor den Folgen des Virus, auch Do & Co ist durch gestrichene Flüge betroffen.

Wien. Die Coronavirus-Epidemie in China hat im Februar noch nicht auf die Wirtschaft im Euroraum durchgeschlagen. Zumindest, wenn man dem Einkaufsmanagerindex von IHS Markit (der Industrie und Dienstleistungen zusammenfasst) glauben darf. Dieser kletterte überraschend um 0,3 auf 51,6 Punkte, wie aus der monatlich veröffentlichten Umfrage unter rund 400 Firmen hervorgeht. Das Barometer blieb damit über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. „Die Wirtschaft der Eurozone konnte im Februar wieder etwas an Schwung gewinnen, obwohl viele Unternehmen durch das Coronavirus auf verschiedene Weise gestört wurden“, erläutert Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson.

Wirtschaftliche Einbußen wird die Lungenerkrankung jedenfalls mit sich bringen. Noch lassen sich die Auswirkungen des Coronavirus aber nicht beziffern. Die Notenbanken beobachten die Lage derzeit sehr genau.

Daimler warnt

Erst am Freitag warnte der deutsche Autohersteller Daimler in seinem Geschäftsbericht vor den Auswirkungen des Coronavirus auf das Wirtschaftswachstum in China, anderen asiatischen Ländern und auf das eigene Unternehmen. Die Risken für Daimler können demnach nicht nur die Absatzentwicklung betreffen, sondern auch zu erheblichen Beeinträchtigungen der Produktion, des Beschaffungsmarkts und der Zulieferkette führen. China gilt als wichtigster Absatzmarkt der deutschen Autoindustrie.

Unterdessen gab am Freitag der japanische Autohersteller Honda bekannt, seine Fabrik in Wuhan noch länger geschlossen zu halten. Auch Nissans Standorte sind von der Aufforderung der chinesischen Behörden betroffen. Doch kündigte Honda an, den Betrieb am 11. März wieder aufnehmen zu wollen, an anderen chinesischen Standorten läuft die Produktion bereits wieder.

Lenzing im Vollbetrieb

Auch der österreichische Faserhersteller Lenzing musste zwei seiner drei Anlagen im chinesischen Nanjing wegen Lieferengpässen bei Rohstoffen (aufgrund intensiver Transportkontrollen) und eines Nachfragerückgangs zwischenzeitlich herunterfahren. Nun habe man alle Produktionslinien wieder vollständig in Betrieb, teilte Lenzing am Freitag mit. Das Werk in Nanjing ist etwa 500 Kilometer von der Stadt Wuhan entfernt, in der das Coronavirus seinen Ursprung nahm. Der heimische Caterer Do & Co verliert durch das Coronavirus monatlich 1,8 Mio. Euro an Umsatz, wie nun bekannt wurde. Die Einbußen von zwei Prozent des Umsatzes erklärte das börsenotierte Unternehmen gegenüber Aktienanalysten mit gestrichenen Flügen. Eine Vielzahl von Airlines, darunter auch Do & Co-Kunden wie AUA oder British Airways, haben ihre Verbindungen nach China gekappt.

Die chinesische Regierung erwartet wegen der Coronavirus-Epidemie einen Einbruch des Außenhandels in den ersten beiden Monaten des Jahres. „Wir erwarten, dass das Import- und Exportwachstum im Jänner und Februar stark zurückgehen wird“, sagte der Direktor der Außenhandelsabteilung des Handelsministeriums, Li Xingqian auf einer Pressekonferenz. Die Ausfuhren tragen etwa ein Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) der zweitgrößten Volkswirtschaft bei.

Um die Auswirkungen des Virus zu mildern, haben chinesische Firmen bereits angekündigt, mehr als zehn Mrd. Dollar bei Investoren einsammeln zu wollen. Die Regierung lockerte entsprechende Regelungen. Firmen dürfen künftig 30 statt 20 Prozent ihres Grundkapitals über eine Privatplatzierung verkaufen. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2020)

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