Bedenken

Gefährdet das Coronavirus auch die Fußball-EM?

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Kleinere Sportevents werden serienweise abgesagt, aber bei Uefa und dem Internationalen Olympischen Komitee wartet man noch ab. Die Fußball-EM (ab 12. Juni) und die Sommerspiele in Tokio (ab 24. Juli) sind die Highlights dieses Sportjahres.

Nyon. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) beobachtet die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus mit Blick auf die EM 2020 mit großer Aufmerksamkeit. „Wir sind in einer Phase des Abwartens und beobachten die Situation Land für Land: Der Fußball muss den Anweisungen der Regierungen in den einzelnen Staaten folgen“, sagte UEFA-Vizepräsident Michele Uva dem italienischen Radiosender Rai.

Das EM-Eröffnungsspiel soll am 12. Juni in Rom stattfinden, das Turnier wird in zwölf Ländern ausgetragen. Italien ist aktuell das Land mit den meisten erfassten Coronavirus-Fällen in Europa. Konsequenzen für das Turnier seien nur „im Notfall“ zu erwarten, sagte Uva. „Der sportliche Weg wird erst geschlossen sein, wenn sich die Situation verschlimmert“, sagte der Italiener.

Österreich bekommt es in der Gruppe C mit einem Play-off-Teilnehmer (14. Juni/Bukarest), den Niederlanden (18. Juni/Amsterdam) und der Ukraine (22. Juni/Bukarest) zu tun.

Keine Fans bei Inter Mailand

Inter Mailand wird sein Heimspiel in der Europa League gegen Ludogorets Rasgrad wegen der Gefahr des Coronavirus vor leeren Rängen austragen. Diese Entscheidung sei in Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden und der UEFA getroffen worden, teilte der Club am Dienstag auf seiner Website mit.

Die Begegnung mit den Bulgaren am Donnerstag (21 Uhr) finde demnach im San-Siro-Stadion hinter verschlossenen Türen statt. Das Hinspiel hatte Inter Mailand 2:0 gewonnen.

Mailand liegt in der vom Coronavirus besonders betroffenen Region Lombardei. Italien ist mit Abstand das Land mit den meisten erfassten Corona-Fällen in Europa. Nach Behördenangaben starben an der Lungenkrankheit mindestens sieben Infizierte.

Und Olympia?

Absage der Tischtennis-WM, Fußball vor leeren Rängen in Mailand, und sogar hinter Olympia steht zumindest ein kleines Fragezeichen: Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus bereitet der Sportwelt zunehmend Sorgen.

IOC-Mitglied Richard Pound schätzt, dass es noch ein dreimonatiges Zeitfenster für eine Entscheidung über eine Absage der Olympischen Spiele wegen des Coronavirus gibt. "Es ist eine große, große, große Entscheidung, und man kann sie erst treffen, wenn man verlässliche Fakten hat, auf die man sich stützen kann", sagte das dienstälteste Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees im Interview der Nachrichtenagentur AP. Die Tokio-Spiele stehen in 150 Tagen an.

Am Dienstag wurde zudem bekannt, dass der Tischtennis-Weltverband die für Ende März geplante Mannschafts-WM im südkoreanischen Busan um mindestens drei Monate verschieben wird. Der vom 6. bis 8. März im italienischen Padua geplante Säbel-Weltcup wird nach Tauberbischofsheim verlegt. Der Deutschland-Achter wird sein geplantes Trainingslager nichtin Garivate in der Lombardei absolvieren, sondern im März in Lago Azul in Portugal.

Ferrari sperrt zu, Japans Fußball ruht

Ferrari schloss als Vorsichtsmaßnahme zwei Museen in Norditalien. Der Rugby-Verband kündigte an, Spiele an diesem Wochenende auszusetzen. Italiens Sportminister Vincenzo Spadafora sagte der ersten Fußball-Liga zu, in den vom neuartigen Coronavirus betroffenen Regionen Begegnungen ohne Zuschauer-Beteiligungen austragen zu dürfen - darunter auch das Top-Spiel Juventus Turin gegen Inter Mailand.

Die japanische J-League entschied alle bis Mitte März geplanten Spiele zu verschieben. Insgesamt sind 94 Partien betroffen. Die Liga war erst am Wochenende mit dem ersten Spieltag in die Saison gestartet.

Das deutsche Tischtennis-Team um Timo Boll muss sich auf die Verschiebung der Mannschafts-WM einstellen. Der Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Bundes, Richard Prause, nannte die Entscheidung des Weltverbandes eine "gute Maßnahme". "Die Gesundheit steht über allem, man will sich keinen Risiken aussetzen. Von daher gibt es zu dieser Verschiebung keine Alternative", sagte Prause der Deutschen Presse-Agentur. Südkorea ist mittlerweile das nach China am stärksten von dem Sars-CoV-2-Virus betroffene Land. Ob der Wettbewerb an einem Ersatztermin stattfinden kann, ist noch fraglich.

Mit den neuen Spielabsagen wächst die Liste der wegen des Coronavirus gestrichenen Sportveranstaltungen weiter an: Darunter befinden sich die Hallen-WM der Leichtathleten in Nanjing, die Weltcup-Skirennen in Yanqing, das internationale Reitturnier in Hongkong und der Große Preis von China der Formel 1. Unklar ist noch, ob die alpinen Ski-Weltcup-Rennen der Damen am Wochenende wie geplant im italienischen La Thuile stattfinden können.

(fin)

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