Ausstellung

Ingeborg Strobl: Schärfer als jedes Schwert

Fische. Tiere als Spiegelbild der  Gesellschaft. Keramik, Baumwolle, Körner.
Fische. Tiere als Spiegelbild der Gesellschaft. Keramik, Baumwolle, Körner.(c) mumok/deinhardstein20
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Schlagfertig, klug und pointiert humorvoll: Das Mumok zeigt eine Schau über Ingeborg Strobl.

Kuhhufe als Kaffeebecher oder die Innereien von Fischen sowie abgeschlagene Köpfe von Hähnen als eigenwilliges Dekor. Ingeborg Strobls keramisches Werk hat nichts mit dem zu tun, was weitläufig als Keramikkunst kursiert. So wie Strobl überhaupt stets einen eigenen Weg nahm und dabei scheinbar en passant zur Vordenkerin wurde. Die Keramik passierte ihr durch ein Stipendium am Royal College of Art in London. Der zuvor an der Universität für angewandte Kunst in Wien in Grafik ausgebildeten, damals 23-jährigen Strobl gefiel die Idee, ihre Zeichnungen dreidimensional weiterzudenken, und so bat sie, die sie davor und danach nie wieder Ton angefasst hat, salopp darum, während der Londoner Studienjahre Keramik studieren zu dürfen.

Wege entstehen, indem man sie geht. Faszinierende Arbeiten entwickelten sich, die das Medium formal auf die Spitze trieben, doch Strobl suchte weiter, kehrte nach zwei Jahren von der Keramik ab, zeichnete, fotografierte, malte, scnrieb, druckte und performte. 1987 gründete sie mit Ona B, Evelyne Egerer und Birgit Jürgenssen die feministische Künstlerinnengruppe „Die Damen“. Eine legendäre Formation, die Status und Rolle der Frau im Kunstbetrieb mit parodistischen Events und Inszenierungen erprobte. Auch aus heutiger frauenpolitischer Sicht sehenswerte Zeugnisse der legendären Wiener Aktionen ­findet man auf YouTube sowie in der Aus­stellung.

Ohne Titel. Kunststoff, Wasserfarbe, Zeitungsausschnitte auf Papier.
Ohne Titel. Kunststoff, Wasserfarbe, Zeitungsausschnitte auf Papier.(c) mumok/deinhardstein19

Sommer auf der Alm. Strobl verließ die Gruppe allerdings, als Lawrence Weiner, schon damals männlicher Künstlerpopstar, aufgenommen wurde. Sie hatte ihre eigenen Themen. Verstand sich weniger als politische Künstlerin denn als Künstlerin, die die Gesellschaft kommentiert, ohne allzu offensiv zu werden. Vor dieser Haltung durchzieht das Schaffen der Künstlerin ein zentraler Gedanke: Tiere als Spiegelbilder der Gesellschaft. Für die in Schladming geborene Strobl, die zeitlebens viele Sommer auf der Alm verbrachte, waren Tiere Wesen „mit den gleichen Nöten und Rechten, wie ich sie habe“. Den menschenüblichen Umgang zwischen Fressen und Verniedlichung empfand Strobl als Farce, die es zu entlarven galt. Oder zumindest schneidig zu kommentieren. Nie vorwurfsvoll oder allzu direkt, aber immer mitten ins Fleisch.

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