Bürgermeister Häupl: „Frau Marek ist mir wurscht“

Michael Häupl in der Josefstadt, im Lokal Blauensteiner zur Stadt Paris
Michael Häupl in der Josefstadt, im Lokal Blauensteiner zur Stadt Paris (c) Presse (Clemens Fabry)
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Mitten im Achten: Michael Häupl auf Beisl-Tour im Battleground-Bezirk Josefstadt. Auf Gemeindeebene sei die ÖVP für ihn kein Gegner, sagt der Wiener Bürgermeister.

Wien. „Ich bin Argentinier“, sagt Michael Häupl. „Na, eigentlich bin ich ja Spanier.“ Deutscher sei er sicher nicht. Die Schnapskarten hat er soeben weggelegt, nun ist das Thema Fußball dran. Er erzählt, wie er bei der WM 1990 in Florenz Österreichs 0:1 gegen die Tschechoslowakei sah. Nicht bei Franz Vranitzky auf der Ehrentribüne sei er damals gesessen, „sondern auf der andern Seite bei die Leut“.

An diesem Abend sitzt der Bürgermeister beim „Blauensteiner“ im 8. Bezirk, ein Lokal, das mit „urig“ wohl am besten beschrieben ist. Es ist der Ausgangspunkt für Häupls Beisl-Tour durch die Josefstadt. Stets an seiner Seite: Raphael Sternfeld, Spitzenkandidat der SPÖ für den 8. Bezirk.

Die Josefstadt ist ein Battleground-Bezirk. SPÖ, Grüne und ÖVP lagen hier 2005 nahezu gleichauf. Jahrzehntelang ÖVP-dominiert, stellten die Grünen zuletzt den Bezirksvorsteher, putschten ihn rechtzeitig zum Wahlkampfstart aber auch wieder weg. Nun soll Sternfeld den Achten für die SPÖ erobern, Sohn aus jüdisch-großbürgerlichem Haus, Teil des Rudas-Pelinka-Netzwerks in der SPÖ, stets höflich und adrett. Genau der Richtige also für den „Hofratswitwenbezirk“, mag man sich in der SPÖ gedacht haben. „So bürgerlich wie der bin ich selber aber schon lange“, meint Häupl kokett über Sternfeld.

Zweite Station an diesem Abend: die „Fromme Helene“. Dort warten – Surprise, Surprise – die Schauspieler Adi Hirschal und Karlheinz Hackl sowie der Historiker Oliver Rathkolb auf Häupl und Sternfeld. Und noch ein Überraschungsgast sitzt im Gastgarten, dieser allerdings wirklich zufällig: Veronika Mickel, die ÖVP-Spitzenkandidatin für die Josefstadt. Sie bricht dann doch recht rasch auf.

Auf Gemeindeebene sei die ÖVP für ihn kein Gegner, sagt Häupl: „Die Frau Marek ist mir vollkommen wurscht. Mein Gegner ist der Herr Strache.“ Man werde von ihm auch nie ein böses Wort über „die Frau Marek“ hören. Karlheinz Hackl äußert Sorge wegen eines Rechtsrucks in Wien. Häupl wiegelt ab: Man habe alles im Griff, müsse sich nur noch mehr kümmern um die Leute und verweist auf Budapest. Dort stünde wirklich ein Rechtsruck an. Die Orbán-Partei stehe vor der Absoluten, dem bisherigen liberalen Oberbürgermeister Gábor Demszky werde man wohl in Wien Asyl gewähren.

Der Abend endet dann im „Café Hummel“. Vor dem Fernseher, bei Brasilien gegen Chile. Häupl, der auch von Bezirksratskandidatin Iris Steinhauer, der Tochter des Schauspielers, begleitet wird, darf drei brasilianische Tore bejubeln. An diesem Abend ist er dann doch Brasilianer.

("Die Presse" Printausgabe vom 30. Juni 2010)

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