Biologie

Ratten vermeiden es, anderen wehzutun

Die goldene Regel des sozialen Zusammenlebens, „Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem andern zu“ trifft also Ratten genauso zu wie auf gesunde Menschen.
Die goldene Regel des sozialen Zusammenlebens, „Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem andern zu“ trifft also Ratten genauso zu wie auf gesunde Menschen.(c) imago/Eibner (Hahn/ Eibner-Pressefoto)
  • Drucken

Was du nicht willst, dass man dir tu', das füg' auch keinem andern zu: Auch Ratten handeln nach dieser goldenen Regel – und verzichten auf Süßigkeiten, wenn sie dadurch das Leid anderer verhindern.

Wenn in einem Zugabteil ein Baby laut schreit, wollen wir, dass es aufhört. Warum? Weil es dann uns besser geht (Ruhe!), oder weil es dann dem Baby besser geht (kein Schmerz mehr)? Diese Frage zu eigennützigem oder altruistischem Empfinden ist schon bei Menschen nicht leicht zu beantworten, ebenso wenig bei Ratten, wie Biologen des niederländischen Instituts für Neurowissenschaften bestätigen. Im Journal Current Biology (5. 3.) zeigen sie jedoch, dass Ratten ihr Verhalten schnell ändern, wenn ein Artgenosse vor Schmerz schreit.

Zu Beginn wurden die Tiere darauf trainiert, in einem Käfig einen von zwei Hebeln zu drücken, um an Zuckerpellets zu kommen. Jede Ratte zeigt eine persönliche Vorliebe für den linken oder den rechten Hebel. Dann wurde der vom Tier bevorzugte Hebel so umgepolt, dass zugleich mit dem Zuckerl im eigenen Käfig ein elektrischer Stoß durch die Bodenplatte des Nachbarkäfigs lief. Die Ratte, die den Hebel drückte, sah, wie der Nachbar kurz erstarrte, und hörte ihn vor Schmerz fiepen. Sechs der 24 Versuchstiere verweigerten sogleich, irgendeinen Hebel zu drücken, wenn nebenan Elektroschocks verteilt wurden – egal, ob sie die Kollegen schon kannten oder nicht. Die meisten Ratten aber wechselten zu dem Futterhebel, der zwar nicht ihrer Vorliebe entspricht, dafür aber dem Nachbarn kein Leid zufügt. Am schnellsten lernten jene Tiere, den Schockhebel zu vermeiden, wenn sie zuvor am eigenen Leib erfahren hatten, wie sich so ein Elektroschock anfühlt.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.