Laut „New York Times“ verletzt Athen internationales Recht.
Athen/Washington. Schwere Vorwürfe gegen die griechische Grenzpolizei üben Reporter der „New York Times“: Die Regierung in Athen halte Migranten ohne Kontakt zur Außenwelt in einem geheimen Ort nahe der Grenze fest, ehe sie in die Türkei zurückgeschickt würden. Dies sei eine von mehreren harten Maßnahmen Athens, um die Grenze, die ja auch eine EU-Außengrenze ist, undurchlässig zu machen, heißt es in dem Bericht. Die Reporter berufen sich dabei auf die Auswertung von Satellitenaufnahmen, auf denen ein solches Zentrum zu sehen ist, sowie auf Interviews mit Flüchtlingen. Demnach werden festgenommene illegale Migranten in ein Zentrum nahe dem Ort Poros gebracht, wo ihnen alles weggenommen werde, inklusive Handys, und sie keinerlei Möglichkeiten hätten, um Asyl anzusuchen oder mit UN-Vertretern zu reden.
Dies sei eine eindeutige Verletzung von internationalem Recht, so die „NYT“. Von griechischer Seite gab es keinen Kommentar zu dem Vorwurf geheimer Zentren. Ein Regierungssprecher betonte jedoch, dass alle Maßnahmen Athens im Einklang mit internationalem Recht ergriffen würden.
Griechisches Boot beschädigt
Indessen ist es zu einem gefährlichen Zwischenfall in der Ägäis gekommen. Mittwochfrüh hat laut Agenturberichten ein Boot der türkischen Küstenwache ein Schnellboot der griechischen Küstenwache mit seinem Bug berührt und seine Reling beschädigt. Verletzt wurde niemand. Der Vorfall habe sich vor der Insel Kos in griechischem Gewässer ereignet. Die Besatzung des türkischen Bootes habe „gezielt die Kollision bezweckt, mit der klaren Absicht, es (das griechische Boot, Anm.) zu rammen“, heißt es in einer Stellungnahme der Küstenwache in Piräus.
Das griechische Boot patrouillierte entlang der EU-Seegrenze, um festzustellen, ob Migranten aus der Türkei nach Griechenland übersetzen. (gb/ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2020)