Lebensmittel

Rewe-Chef: "Kein Engpass in Sicht. Alles gut!"

(c) WirtschaftsBlatt (alexandra.eizinger@gmail.com Alexandra Eizinger)
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Der Rewe-Konzern sucht dringend Mitarbeiter. Jeder Arbeitswillige sei willkommen, sagte der Rewe-Chef heute. Die Lebensmittelversorgung sei gesichert, man brauche aber Menschen, die die Regale mit Ware auffüllen. Die Preise für Lebensmittel wollen weder Spar noch Rewe erhöhen.

Wien. Das Wichtigste will der der Vorstandsvorsitzende der Rewe International, Marcel Haraszti, gleich zu Beginn der virtuellen Pressekonferenz am Montag klarstellen: „Es gibt in Österreich keinerlei Versorgungsengpässe. Wir sind bestens vorbereitet. Wir haben die Lagerstände erhöht. In allen Filialen wird die Ware aufgefüllt. Wir sind verkaufsbereit.“ Die Hamsterkäufe der vergangenen Tage seien deshalb vollkommen unbegründet gewesen. Und auch in Zukunft müsse niemand - trotz aller Grenzsperrungen - fürchten, dass mit etwaigen Einschränkungen bei Lebensmittel zu rechnen sei. „Wir stehen im engen Austausch mit unseren Partnern, der Landwirtschaft und der Industrie. Es ist kein Engpass in Sicht. Alles gut!"

Umsatzstärkster Tag in der Geschichte von Spar

Die tausenden Menschen, die im Lebensmittelhandel in den vergangenen Tagen im Einsatz waren, würden diese Aussage wohl nicht so unterschreiben. Aber aus anderen Gründen: Die Hamsterkäufe am Freitag und Samstag, die angespannte, teils aggressive Stimmung der Kunden, brachte viele Mitarbeiter an ihr Limit. Das ist Haraszti durchaus bewusst. Was da gelaufen sei, könne man sich kaum vorstellen, sagte er. Er zieht den Hut vor seiner Belegschaft, denn derzeit arbeitete sie rund um die Uhr. Die Loyalität zum Unternehmen sei enorm, es gäbe kaum Krankenstände.

Das bestätigt auch die Sprecherin des Spar-Konzerns, Nicole Berkmann, der „Presse“: „Der Freitag war sicher der umsatzstärkste und fordernste Tag in der Geschichte von Spar.“ Dennoch sei der Zusammenhalt unter den Mitarbeitern ganz unglaublich gewesen. Die Kommunikation funktioniert hervorragend, alle versuchen gute Laune zu bewahren.“

Jeder löst den Personalmangel anders

Allerdings besteht Handlungsbedarf, das ist sowohl dem Rewe- als auch dem Sparmanagement bewusst. Klar sei, dass es auch im Rewe-Konzern in Zukunft mehr Corona-Verdachtsfälle und auch Erkrankungen geben werde, sagt Haraszti: „Auch die Mobilitätseinschränkungen - etwa in Tirol - werden sich niederschlagen, das wollen wir antizipieren.“ Denn die Nachfrage nach Lebensmittel wird auch in den kommenden Wochen stark steigen, nachdem alle Lokale geschlossen sind. 

Deshalb will Rewe das Personal massiv aufstocken und geht dabei ungewöhnliche Wege. Der Rewe-Vorstandsvorsitende ruft etwa „Oberstufenlehrer, Studenten, Mitarbeiter aus der Gastronomie und anderer Dienstleistungsbranchen, aber auch all jene, die im Non-food-Handel tätig sind - und derzeit nicht arbeiten - auf, sich bei uns zu melden.“ Dabei gehe es vor allem darum, die gelieferte Ware einzuschlichten und Regale aufzufüllen. Bezahlt wird nach dem geltenden Kollektivvertrag. Man könne, so erklärt der Rewe-Chef, sich direkt in den Filialen melden und „binnen der kommende ein, zwei Stunden zu arbeiten beginnen.“ Alles Formale werde in der Folge geregelt. Auch über die Homepage sei eine Bewerbung leicht möglich.

Neues Personal braucht Rewe vor allem auch für die Ausweitung seines Online-Geschäfts. Man sei mit den Behörden in Verhandlung, so bald wie möglich an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr zuzustellen. Das wäre ideal und entspricht auch den Bedürfnissen der Kunden“, sagt Haraszti.

Bei Spar hält man von dieser Art des Recruiting nichts, sagt Berkmann zur „Presse“. „So einfach ist das nicht, mit Externen ohne Vorwissen zu arbeiten. Wir versuchen es anders zu lösen und binden unsere Mitarbeiter der Sportkette Hervis ein. Die Filialen habe ja derzeit alle geschlossen.“ Hervis ist ein Tochter-Unternehmen des Sparkonzerns.

„Wir nutzen die Lage nicht aus"

Große Einigkeit herrscht jedoch bei Spar und Rewe bei einem anderen Thema: Die Lebensmittelpreise werden in keinem Fall erhöht werden, versichern beide. „Die Preise werden genau gar nicht steigen. Wir nutzen diese Lage nicht aus“, sagt Haraszti. Es gäbe auch keinerlei Grund teurer zu werden, „denn es besteht keine Knappheit. Es ist auch keine Ernte ausgefallen.“ Bei Spar werde man ganz bewusst zahlreiche Lebensmittel zu Aktionspreisen anbieten, daran werde sich künftig nichts ändern, sagt Berkmann zur „Presse“.

Doch zurück zu den Mitarbeitern: Was tun die Konzerne, um sie vor möglichen Ansteckungen zu schützen? Ihre Sicherheit habe höchste Priorität, versichert der Rewe-Chef. Überall stünden Desinfektionsmitteln zur Verfügung, es werde auch durch neue Markierungen am Boden darauf geachtet, dass die Ein-Meter-Abstandsregelung eingehalten werde.

Bei Spar wiederum lässt man nur mehr die jüngeren Mitarbeiter, Kassadienst versehen. Auf Gesichtsmasken habe man jedoch auch dort bewusst verzichtet: „Denn normale Masken helfen gar nichts. Der beste Schutz ist, darauf zu achten, den Zahlungsvorgang möglichst schnell abzuwickeln“, sagt Berkmann. „Und bis jetzt haben wir noch keinen einzigen Mitarbeiter, der an Corona erkrankt ist. Darüber sind wir sehr froh.“

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