Interview

Daheimbleiben ist wichtiger als Testen

Gerry Foitik
Gerry FoitikAPA/HANS PUNZ
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Er ist Sonderberater des Gesundheitsministers und in der Taskforce Corona. Gerry Foitik - Bundesrettungskommandant und in der Geschäftsführung beim Roten Kreuz - kündigt eine neue App an, die warnt, wenn man sich angesteckt haben könnte.

Wie „Die Presse“ berichtete hat, fehlt es Ärzten momentan an Schutzbekleidung wie Masken. Bis vor kurzem hing eine benötigte Lieferung an der deutschen Grenze fest. Was bedeuten diese Lieferschwierigkeiten für das Krisenmanagement?

Derzeit hängen einige Lieferungen aus dem Ausland. In Deutschland, aber auch in Thailand. Da geht es um Bestellungen, die schon vor längerem abgegeben wurden und die – kurz bevor sie das Land verlassen sollten - gestoppt wurden. Aus Gründen der Selbstversorgungsfähigkeit der Länder. In Deutschland läuft bereits ein Antragsverfahren beim Wirtschaftsministerium, damit die Lieferungen freigegeben werden. In einigen Fällen ist das auch schon passiert. Aber offenbar ist das Verfahren administrativ sehr aufwendig. Die Politik sagt uns, sie arbeiten daran.  Unsere Partner, bei denen wir bestellen, sitzen zwar in Österreich, produzieren aber im Ausland. Sie werden uns zwar weiter beliefern – z. B. haben wir letzte Nacht Einmal-Handschuhe bestellt - , aber  eben nicht mehr in ausreichender Stückzahl. Schutzmasken gibt es an sich eh recht viele in Österreich. Wir haben ältere Chargen geprüft, ob sie noch brauchbar sind, und bis auf eine Charge waren die Prüfungen positiv. Gleichzeitig arbeiten Unternehmen an Alternativen z. B. wiederverwendbaren Masken. Bei allen Produkten, die uns ausgehen könnten, schauen wir, ob es Substitutionsmöglichkeiten im Inland gibt.

Um welche Produkte geht es genau?

Hauptsächlich geht es um Schutzkleidung: Masken, Einmal-Handschuhe, Einmal-Kittel. Oder auch um Desinfektionsmittel, aber das kann man mit Industriealkohol recht leicht ersetzen.

Was passiert, wenn man den Mangel trotzdem nicht beheben kann – also Lieferungen nicht durchkommen, Ersatzprodukte noch nicht da sind?

Dann müssen wir den Schutzstandard senken.

Das heißt dann was? Dass Ärzte nur simple OP-Masken bekommen?

Derzeit haben wir individuell ein niedriges und kollektiv ein hohes Risiko. D. h. wir müssen es vor allem schaffen, die Steigerung der Fälle einzudämmen, um handlungsfähige Strukturen zu gewährleisten. Es wird ein paar hundert geben, die infektiös sind und es gar nicht wissen. Damit die das Virus nicht verbreiten, halten am besten alle Abstand von allen. Gleichzeitig ist das Risiko des Einzelnen, sich anzustecken, nicht riesig groß.  Das Risiko sich anzustecken ist für den einzelnen Arzt, die Ärztin nicht viel größer als bei einer Grippewelle. Und meist verläuft die Erkrankung nicht dramatisch. Insofern kann man sich schon damit auseinandersetzen, den Schutzstandard zu senken.

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