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Giulia GTA: Gegen den Strom

Flämmchen an den mittigen Endrohren, das lässt auf Brisanz im Motorraum schließen.
Flämmchen an den mittigen Endrohren, das lässt auf Brisanz im Motorraum schließen. Flämmchen an den mittigen Endrohren, das lässt auf Brisanz im Motorraum schließen. (c) Beigestellt
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Downsizing und E-Mobilität? Stattdessen per amore: Alfa lässt es mit der Giulia GTA noch einmal richtig krachen.

„Ist Liebe ein zartes Ding?“, fragt Romeo seine Julia zaghaft im ersten Akt.

„Sicher, Schnucki! Eineinhalb Tonnen – also sei net g’schamig und lang’ her!“

Alfa hat es tatsächlich getan, mitten im verschwitzten Gerangel um brustschwache Dreizylinder und vollelektrischen Fahrfreudeverzicht. Die eh schon recht athletische Giulia hat noch einmal über 100 Kilo abgespeckt, dafür aber bei Leistung, Fahrwerk, Bremsen und Aerodynamik aufgerüstet. In ihrer Klasse ist sie damit endgültig der heißeste Feger mit vier Türen.

Machen wir es kurz: 540  PS, 1520  Kilo, 3,6  Sekunden für 0 auf 100  km/h. Die QV-Version der Mailänder Limousine war schon bisher das Messer in den Weichteilen der deutschen Hochleistungsliga. Seit ihrem Marktstart 2016 mühen sich die Motorredaktionen im Nachbarland ab, das Hinterherfahren der AMG-, M- und RS-Modelle schönzuschreiben.

»"Wer hätte das Alfa noch vor wenigen Jahren zugetraut?"«

Mit der Giulia GTA werden die sprachlichen Verrenkungen endgültig nutzlos, sie klopft mit ihrer Leistungsausbeute schon beim Porsche GT3 an. Wer hätte das Alfa Romeo noch vor wenigen Jahren zugetraut?

Den Code GTA verwendeten die Italiener erstmals 1964, als sie Bertones Giulia Sprint Coupé eine äußerlich weitgehend identische, leichte Alukarosse verpassten – womit die Namensgebung schon begründet war: GT für Gran Turismo, ein sportliches Coupé, dazu das A für „alleggerita“ (erleichtert) – und fertig war eines der prestigeträchtigsten Kürzel der Sportwagengeschichte.

Das entlehnt die Giulia mit ihrem Kiloabbau zu Recht, dazu haben die Ingenieure der hauseigenen Performanceschmiede Autodelta dem 2,9  Liter V6-Turbo noch zusätzliche 30  PS abgerungen. Auch sonst durfte offenbar mitmachen, wer immer im Alfa-Umfeld dazu berufen war: Formel-1-Know-how vom Rennstallpartner Sauber Engineering steckt in der Aerodynamik, die Doppelrohranlage von Akrapovic macht das schlanke Julchen gut hörbar, und Brembos mächtige Keramikanker helfen beim sicheren Einfangen der Wucht.

Als wäre das alles noch nicht genug, gibt es selbst für die GTA noch ein Über-Ich: GTAm. Wieder ein Griff in die eigene Historie, 1970 als letzte Evolutionsstufe der damaligen Haussportlerin eingeführt – das m stand für „maggiorata“ (erweitert), gemeint waren Kotflügel und Spur. 50  Millimeter sind es bei der heute so benannten Giulia, optisch zusätzlich mit schnittigen Radlaufverbreiterungen aus Karbon und einem hochdramatischen Heckflügel gepimpt. Drinnen ist sie zum Zweisitzer mit Carbonsitzschalen und H-Gurten upgedatet, die Rückbank weicht einer massiven Karosseriestrebe. Außerdem gibt’s noch ein Goodie Bag mit maßgeschneidertem Stoffhauberl, damit Giulia nachts nicht friert, sowie todschickem Helm und Rennoverall samt eigens gestalteter Ablage für den menschlichen Part.

Auf 500 Stück hat Alfa Romeo die Baureihe GTA/GTAm limitiert, Bestellungen werden bereits entgegengenommen. Über den Preis spricht man nicht, still nach dem Motto: Wer danach fragen muss, kann es sich eh nicht leisten. Wer in dieser Hinsicht unbefangen ist, sollte es sich ernsthaft überlegen: Viele Geräte dieser Art wird es in der durch die strengen CO2-Zielvorgaben der Hersteller vasektomierten Zukunft nicht mehr geben.

(c) Beigestellt

Alleggerita, maggiorata

Freunde der Marke haben diese Vokabel kundig auf den Lippen: leichter und breiter sind die 500  Exemplare der GTAm als die Serien-Giulia.

Name: Alfa Romeo Giulia GTA/GTAm

Preis: n/a

Motor: V6-Zylinder-Turbo, 2891 ccm

Leistung: 540 PS bei 7400 U/min

Gewicht: 1520 kg

("Die Presse - Fahrstil", Print-Ausgabe, 21.03.2020)

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