Drei Männer und deren Mütter sind das Personal in Nava Ebrahimis Roman „Das Paradies meines Nachbarn“. Was sie verbindet, ist ihre persische Vergangenheit, was sie trennt, ihre Haltung und Lebensweise in der Fremde.
Ging es im ersten, mit dem Debütpreis des österreichischen Buchpreises ausgezeichneten Roman mit dem Titel „Sechzehn Wörter“ der 1978 in Teheran geborenen Nava Ebrahimi noch um die Herkunft, um die emotionale Seite der Sprachen Persisch und Deutsch, die beide ihre Identität bestimmen, um die Kindheits- und Schulerinnerungen und wie sich das Fremdsein im einen, aber auch im anderen Land anfühlt, so hat der zweite Roman, „Das Paradies meines Nachbarn“, vor allem ein Thema: nämlich Krieg und den Versuch seiner Aufarbeitung.
In diesem Fall handelt es sich um einen bestimmten Krieg, nämlich um den Ersten Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak in den Jahren 1980 bis 1988, in dem Kindersoldaten, mit einem Plastikschlüssel fürs Paradies um den Hals, eingesetzt wurden. Man schickte sie vor allem über Minenfelder, um das Schlachtfeld für die richtigen Soldaten frei zu machen. (Sollten Sie sich für diesen Krieg ebenso von historischer Seite interessieren, würde ich Ihnen das Buch „Im Rosengarten der Märtyrer“ des englischen Journalisten Christopher De Bellaigue, im Jahr 2006 im Verlag C. H. Beck erschienen, empfehlen.)