Tina Modotti in Kunsthaus: Rosen und Revolution

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Kunsthaus Wien: „Tina Modotti – Fotografin und Revolutionärin“ zeigt eine faszinierende Frau.

Es waren die „Rosen“, jene schlichte Fotografie zerdrückter Blütenköpfe, die Tina Modotti posthum berühmt machten: durch das Wettsteigern von Popstar Madonna und Esprit-Mitbegründerin Susie Tompkins bei einer Sotheby's-Auktion 1991. Tompkins erlangte den Zuschlag für 165.000 Dollar – und die „Rosen“ als bis dahin teuerste Fotografie einer Auktion über Nacht Weltruhm. Zusammen mit anderen Werken der gebürtigen Italienerin Modotti, die ihr bewegtes Leben zwischen Mexiko und Europa, zwischen Kunst und politischem Engagement eindrucksvoll nachzeichnen und dokumentieren, ist das Bild zurzeit im Kunsthaus Wien zu sehen.

Über zwei Stockwerke verteilt, lässt die umfassende Ausstellung den Betrachter am Leben Modottis teilhaben, die mexikanische Kultur und soziale Revolution des Kommunismus durch ihre Kameralinse erleben, zeigt die Entwicklung ihrer Kunst von menschenleeren Architektur- und Pflanzenfotografien hin zu Motiven aus dem harten Leben der armen Landbevölkerung in Mexiko. Neben den berühmten Serien „Frauen von Tehuantepec“ und „Mütter und Kinder“ stehen selten präsentierte Inszenierungen und Interpretationen mexikanischer Wandgemälde.

Gezeigt wird Modotti jedoch nicht nur als Fotografin und Anhängerin der Arbeiterbewegung in Mexiko, sondern auch als sinnliches Aktmodell, als Femme fatale, bewundert, geliebt und geprägt von Künstlern und Intellektuellen. Ein eigener Bereich stellt diese „Menschen um Tina Modotti“ vor, etwa den Fotografen Manuel Alvarez Bravo, die Künstler Frida Kahlo und Diego Rivera sowie den Revolutionär Julio Antonio Mella.

„Zu viel Kunst in mein Leben gesteckt“

Ein Stummfilm zeigt die Anfänge Modottis als Schauspielerin in „The Tiger's Coat“, einem Spielfilm ohne Happy End – so wie auch ihr eigenes Leben keines hatte: Nach der Ausweisung aus Mexiko aufgrund ihres zunehmenden politischen Engagements konnte sie als Künstlerin in Europa nicht mehr Fuß fassen, gab ihre Arbeit schließlich schweren Herzens auf. Sie starb im Alter von 45 Jahren an Herzversagen, nachdem sie trotz ihres Status als „unerwünschte Ausländerin“ wieder nach Mexiko eingereist war. Über den letzten Exponaten, den wenigen Werken ihrer Zeit in Berlin, prangt als Schlusswort ihr Zitat: „Ich habe zu viel Kunst in mein Leben gesteckt... nun reicht sie nicht mehr für meine Arbeit.“

Bis 7. November 2010, täglich geöffnet von 10 bis 19 Uhr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2010)

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