Die offizielle Steigerungsrate der Infektionen, die als Benchmark für die Beendigung der Eindämmungsmaßnahmen gilt, ist eigentlich nur Kaffeesudleserei.
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Leider entwickelt sich die insuffiziente Testung auf Infektionen mit Sars-CoV-2 zunehmend zum Pferdefuß der sonst sehr guten österreichischen Anti-Covid-Strategie. Es ist selbstverständlich, dass man die Anzahl der Testungen bei einer sich schnell verbreitenden Infektion zumindest im selben Ausmaß erhöhen muss, um valide Ergebnisse zu erhalten. Da in Österreich die Anzahl der Tests derzeit sogar deutlich abnimmt, ist die offizielle Steigerungsrate der Infektionen, die ja als Benchmark für die Beendigung der Eindämmungsmaßnahmen gilt, eigentlich nur Kaffeesudleserei.
Wenn, wie in meinem Bekanntenkreis, zum Beispiel eine junge Frau mit doppelseitiger Lungenentzündung einfach nicht getestet wird, ist nicht anzunehmen, dass die Fallzahlen wirklich valide sind. Der Hauptgrund für die zu wenigen Tests dürfte neben mangelnden PCR-Kapazitäten der Umstand sein, dass die Reagentien für die PCR international zunehmend knapp werden. Auch ist die Vorgabe, dass für eine Testung neben Symptomen auch Kontakt zu Infizierten oder ein Aufenthalt in einem Risikogebiet erforderlich ist, definitiv nicht mehr sinnvoll.
Ein weiteres großes Problem der PCR-Testung ist die Tatsache, dass diese auch immer wieder falsch negative Ergebnisse liefert. Dass solche falsch negativen Befunde desaströsen Einfluss auf die gesamte Eindämmungsstrategie haben, ist offensichtlich. Eine Ergänzung der PCR-Testung mit Antikörpertestungen ist somit dringendst erforderlich. Diese sind zwar zur Diagnose einer frischen Covid-19-Erkrankung nicht wirklich geeignet, aber offensichtlich ist die PCR-Testung auch nicht das Gelbe vom Ei.
Ich bin mir relativ sicher, dass flächendeckende Antikörpertests eine überraschend hohe Rate an Menschen ermitteln würden, die bereits eine Covid-Infektion hinter sich haben. Diese Menschen sind (zumindest eine Zeit lang) immun und könnten wieder normal am Arbeits- und Gesellschaftsleben teilnehmen.
ao. Univ.-Prof. Dr. Peter Birner MSc, Facharzt für klinische Pathologie und Molekularpathologie, 1090 Wien