Informationsmanagement: »Das Problembewusstsein fehlt«

Informationsmanagement Problembewusstsein fehlt
Informationsmanagement Problembewusstsein fehlt(c) AP (Hadi Mizban)
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Bereitstellen und verwalten, speichern und schützen: Je größer die Informationsflut, umso wichtiger wird der professionelle Umgang mit wertvollen Daten.

Ohne Infos kein Business – doch welche sind richtig und wichtig? Und wie wird man des stetig steigenden Informationsflusses Herr, leitet ihn in sinnvolle Bahnen? Informationsmanagement – als Mischung aus Informatik und Betriebswirtschaft – zielt darauf ab, eine Informations-Infrastruktur zu schaffen, die nicht nur die Bereitstellung von Informationen sicherstellt, sondern auch deren Verwaltung. Experten betonen: Als wertvolles Kapital muss Information auch entsprechend geschützt werden.

Orientierung schaffen

Für Berthold Kerschbaumer besteht die Aufgabe des Informationsmanagements darin, auf betrieblicher Ebene einfach verständliche Informationen aus riesigen Datenmengen möglichst schnell zur Verfügung zu stellen. „Vor dieser Herausforderung stehen wir seit einigen Jahrzehnten. Zwar haben sich mittlerweile die Werkzeuge verbessert, insgesamt sind sie jedoch immer noch zu komplex“, meint der Leiter des Masterstudiums Information Engineering und Management der FH Oberösterreich.

Das Studium richtet sich an Berufstätige, die über mehrjährige Erfahrung in der IT-Entwicklung verfügen und sich weiterentwickeln möchten, wie Studiengangsleiter Kerschbaumer erklärt. Viele seiner Studenten hätten die Erfahrung gemacht, dass sie nach fünf bis sechs Jahren mit neuen Aufgaben konfrontiert würden, für die ihnen das entsprechende Management-Know-how fehle. Am Campus Hagenberg sollen sie mit Lehrveranstaltungen wie „soziale Kompetenz und Leadership“ sowie „IT und Recht“ für die gestiegenen Anforderungen fit gemacht werden.

Der Masterstudiengang Informationsmanagement und Computersicherheit der FH Technikum Wien zielt darauf ab, Spezialisten auszubilden, die in der Lage sind, aus einer Vielzahl von Informationen Informationsquellen und deren Bedeutung in spezifischen Prozessen zu erkennen. Ein Schwerpunkt liegt hier nach Angaben des Lehrgangsleiters Alexander Mense beim technischen Informationsmanagement. Auf dem Lehrplan stehen unter anderem Datenmanagement, Systemintegration und Projektmanagement. Gleichzeitig soll auch vermittelt werden, wie Informationen entsprechend geschützt werden – sowohl nach innen als auch nach außen.

Spionage verhindern

Der Schutz von sensiblen Informationen steht beim Masterstudium Advanced Security Engineering im Mittelpunkt. Studiengangsleiterin Sonja Gögele hat den Eindruck, dass sich viele heimische Unternehmen der Risiken fehlender oder nicht ausreichender Sicherheitsvorkehrungen nicht wirklich bewusst sind. „Obwohl die Wirtschaftsspionage beträchtlich ist, wird mit heiklen Daten sehr salopp umgegangen“, so die Expertin. Hier sei viel Aufklärungsarbeit gefragt. Das fehlende Problembewusstsein führt sie darauf zurück, dass es in Österreich im Vergleich zum Ausland noch zu keinen großen Delikten gekommen ist. Vorsichtsmaßnahmen müssten sich nicht nur auf die EDV beziehen, sondern auch Zugangskontrollsysteme umfassen. In den meisten Unternehmen wären Büroräumlichkeiten oder Serverräume nach wie vor frei zugänglich.

Flut dämmen

Laut Gögele müssen sämtliche Datenbestände dokumentiert werden. Zu oft sei es etwa im Falle eines gestohlenen Laptops nicht bekannt, welche Daten sich tatsächlich auf dem Gerät befinden. In vielen Unternehmen wäre zwar der Zentralrechner gesichert, geht aber ein USB-Stick verloren, so wird das nicht gemeldet. Ganz wichtig sei es, Sicherheit als globalen Ansatz zu verstehen und entsprechende Strategien nicht getrennt auf Hardware, Software oder IT anzuwenden. „Dass Risikomanagement stark mit IT-Sicherheit verbunden ist, wird oft vergessen“, so Gögele.

Als die wichtigsten Trends nennt Mense die explodierende Informationsflut und Änderungen bei der Informationsverarbeitung und -verteilung. „Die Informationsflut kennt keine Grenzen. Wichtig ist es, sich zu überlegen, wie man mit dieser Entwicklung umgeht“, so der FH-Professor. Er will seine Studenten für den richtigen Umgang mit Daten und Informationen sensibilisieren. In diesem Zusammenhang spiele kritische Reflexion eine wesentliche Rolle. Es sei essenziell, stets über den Tellerrand hinauszuschauen und ein Verständnis dafür zu entwickeln, dass nichts isoliert betrachtet werden kann.

Trends umsetzen

Der Lehrgang Informationsmanagement und Computersicherheit wird seit dem Wintersemester 2006 an der FH Technikum Wien angeboten. Wie auch der Studiengang der FH Oberösterreich sollen Teilnehmer angesprochen werden, die einen soliden Informatik-Background haben, kurz: ein einschlägiges Studium absolviert haben. „Wir versuchen, das Studium stark auf aktuelle Trends auszurichten“, erklärt Mense. Für den entsprechenden Praxis-Input sorgen auch Vortragende aus der Wirtschaft. Derzeit unterrichten unter anderem Experten von Unternehmen wie IBM, BAMC oder CoreTec. Das Berufsbild seiner Absolventen bezeichnet Mense als äußerst vielfältig – angefangen bei Datenmodellierung oder -analyse bis hin zur Konzeption von Sicherheitslösungen. Laut Gögele sind die Absolventen ihres Masterstudiums in den Bereichen Software-Entwicklung, mobile Applikationen, biometrische Verfahren oder E-Government untergekommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2010)

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