Alle Prognosen, die jetzt zur Wirtschaftsentwicklung und zum Budget abgegeben werden, haben ungefähr den Stellenwert wie ein Blick in die Kristallkugel.
Hat Österreich heuer ein Budgetdefizit von 26 Milliarden Euro, wie das der Fiskalrat vermutet? Oder wird es deutlich weniger oder gar doppelt so viel? Man kann mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass alle Prognosen, die jetzt zur Wirtschaftsentwicklung und zum Budget abgegeben werden, ungefähr den Stellenwert haben wie ein Blick in die Kristallkugel. Man weiß es einfach nicht. Erst im Nachhinein wird man sagen können, ob und wie weit die Wirtschaftsforscher danebengelegen sind – oder (zufällig?) richtig.
Das ist jetzt gar keine Kritik an den Wirtschaftsforschern. Wie soll man auch mit einem Instrumentarium arbeiten, das auf Erfahrungen aus der Vergangenheit aufbaut, wenn wir vor einer Situation stehen, die es noch nie zuvor gab?
Auch politische Prognosen kann man sich in der momentanen Situation getrost sparen. Dass die ÖVP jetzt laut Umfragen nach der absoluten Mehrheit greift, sagt für die nächste Wahl rein gar nichts aus. Nach Ende der Krise kann sich die Stimmungslage drehen und die Volkspartei entsprechend schrumpfen. Oder aber sie steht noch besser da. Man weiß es einfach nicht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2020)