Gedankenlese

Der Europäischen Union beginnen die Totenglöcklein zu läuten

Aus den Krisen der letzten Jahre ist die EU immer zerzauster hervorgegangen. Covid-19 könnte sie überflüssig machen.

Europa wird in Krisen geschmiedet werden, und es wird die Summe der zur Bewältigung dieser Krisen verabschiedeten Lösungen sein“, ist ein oft zitierter Satz von Jean Monnet, einem der Vorkämpfer eines geeinten Kontinents. Beim europäischen Integrationsprojekt ging es auch darum, Mechanismen zu schaffen, um nationale Gegensätze abzufeilen und letztlich zu entschärfen. Die Realität ist aber, dass die Europäische Union aus jeder der großen Krisen der vergangenen Jahre immer zerzauster hervorgegangen ist: Sei es die Eurozonenkrise 2012, sei es die Migrationskrise 2015/2016, sei es der mühselige Abnabelungsprozess Großbritanniens aus der Union seit 2016.

Jede dieser Krisen hat die Union nicht gestärkt, wie Jean Monnet das einst erhofft hat, sondern geschwächt. „Die klare Botschaft ist: Wann immer Europa als Ganzes getestet wird, versagt es. Dann kehrt alles – Solidarität, Loyalität, Beschlussfassung – wieder zurück zu den Nationalstaaten“, hält Andreas Kluth, Kommentator der Nachrichtenagentur Bloomberg, fest. Und dort, in den Nationalstaaten, hat sich gleichzeitig mit jeder dieser Krisen das Lager der Globalisierungsgegner, Fremdenfeinde, Antisemiten, der Rechts- und Linksextremisten vergrößert.

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