Prognose

Konjunktur: Erholung könnte drei Jahre dauern

Baukraene, Konjunktur, Wirtschaft, Wirtschaftsaufschwung, Wachstum, Bruttosozialprodukt, Wohnungsbau, Mietendeckel, ***
Baukraene, Konjunktur, Wirtschaft, Wirtschaftsaufschwung, Wachstum, Bruttosozialprodukt, Wohnungsbau, Mietendeckel, ***imago images/McPHOTO
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Eine Analyse heimischer Ökonomen geht davon aus, dass die Wirtschaft erst 2022 auf Vorkrisenniveau zurückkehrt. Laut der der IV-Konjunkturumfrage wird vor allem die Lage in sechs Monaten negativ gesehen.

Wien. Dass die Coronakrise die wohl schlimmste Rezession seit der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre bringen wird, ist inzwischen allgemein klar. Wie stark die Auswirkungen in Österreich genau sein werden, ist noch nicht ganz klar. Das Minus von sieben Prozent beim Bruttoinlandsprodukt, das der Internationale Währungsfonds in der Vorwoche genannt hat, dürfte aber ganz gut passen.

So kommt eine nun veröffentlichte Analyse von Ökonomen der WU Wien, des IHS, des Wifo und des International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) für heuer auf ein Minus von 6,0 Prozent. Die Industriellenvereinigung (IV) nennt in ihrer am Dienstag präsentierten Konjunkturumfrage auf einen Rückgang von 7,6 Prozent. In der offiziellen Prognose von Wifo und IHS von Ende März wurde – angesichts optimistischer Szenario-Annahmen – noch ein Minus von zwei bis 2,5 Prozent vorhergesagt. Das dürfte sich bei der aktualisierten Mittelfristplanung, die am Donnerstag veröffentlicht wird, aber ebenfalls ändern.

Die Frage ist jedoch nicht nur, wie stark der Einbruch ist, sondern auch, wie lange die Erholung dauert. Ging man Anfangs vielerorts noch von einer V-förmigen Entwicklung mit einem scharfen Rückgang aber auch einer ebenso schnellen Erholungsphase aus, wird die Situation nun mitunter anders gesehen. So erwarten die Ökonomen von WU, IHS, Wifo und IIASA zwar eine klare Erholung und positive Wachstumsraten, auf Vorkrisenniveau werde das BIP jedoch auch bis Ende 2022 nicht zurückkehren.

Starke Vernetzung als Problem

Zum Verhängnis werde Österreich unter anderem die starke internationale Vernetzung in der Industrie. „Kleinere Volkswirtschaften wie Österreich, die über hoch entwickelte Produktions- und Dienstleistungssektoren mit einem komplexen Netzwerk internationaler und inländischer Wirtschaftsbeziehungen verfügen, müssen daher mit einem spürbaren Multiplikatoreffekt der Covid-19-Pandemie-Krisenmaßnahmen rechnen“, so der WU-Ökonom Jesus Crespo Cuaresma laut Aussendung.

Etwas optimistischer ist hingegen der IV-Chefökonom Christian Helmenstein. „Es wird eine V-förmige Erholung werden, aber der linke Flügel wird dabei erheblich steiler sein als der zweite.“ In einigen Bereichen der Wirtschaft werde allerdings bereits in „wenigen Quartalen“ das Vorkrisenniveau erreicht werden. Möglich sei dies etwa bei jenen Industrieprodukten, bei denen Nachholeffekte möglich sind. Anders sehe es hingegen bei Dienstleistungen aus. „Hier wird die Erholung lange dauern. Und im Einzelhandel wird es sie wohl gar nicht mehr geben“, so Helmenstein. Denn die Abwanderung ins Online-Geschäft sei zu einem gewissen Teil irreversibel.

Auf den Dienstleistungsbereich entfällt laut Berechnungen von Helmenstein mit einem Minus von rund 22,2 Mrd. Euro auch der Großteil der BIP-Schrumpfung von in Summe 30,9 Mrd. Euro im heurigen Jahr. Die Industrie ist mit 5,2 Mrd. Euro deutlich geringer betroffen. Der Rest entfällt auf die Bauwirtschaft und den primären Sektor.

Stimmung fällt rapide

Dennoch ist auch in der heimischen Industrie die Stimmung alles andere als gut. So sank die Stimmung über die aktuelle Geschäftslage zuletzt auf den niedrigsten Wert seit sechs Jahren. Mit zehn Prozent lag der Saldo aus positiver und negativer Stimmung allerdings immer noch leicht im grünen Bereich. Anders die Situation für die Aussicht in sechs Monaten. Da erwartet bereits mehr als die Hälfte aller Befragten heimischen Industriebetriebe eine negative Entwicklung.

(jaz)

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