Biologie

Das Leben in den Alpensteppen ist älter als gedacht

Im Schweizer Wallis findet man inneralpine Steppenlandschaften.
Im Schweizer Wallis findet man inneralpine Steppenlandschaften.(c) Valais Tourism: swiss-image/Valais (Thomas Andenmatten)
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Flora und Fauna der Österreichischen Berge wurden vor zwei Millionen Jahren vom Eurasischen Steppengürtel isoliert.

Ein großer Steppengürtel zieht sich durch Eurasien, von der Mongolei bis nach Ostösterreich. Auch in den Alpen zählen manche Täler zu dieser trockenen Landschaftsform, in der selbst unterhalb der Baumgrenze nur Kräuter und Gräser wachsen. Bisher glaubte man, das Fauna und Flora der Alpensteppen erst während der jüngsten Eiszeit vor circa 20.000 Jahren eingewandert sind. Forscher der Universität Innsbruck konnten nun aber durch genetische Vergleiche zeigen, dass die Populationen in den inneralpinen Steppen sowie in Süd- und Westeuropa schon viel länger von jenen in Osteuropa und Zentralasien getrennt sind – nämlich seit über zwei Millionen Jahren, noch vor Beginn des Eiszeitalters (Nature Communications, 23. 4.).

Die kleinen Steppenflecken innerhalb der Alpen beherbergen demnach besonders wertvolle und schützenswerte Arten, so der Ökologe Florian Steiner: „Bei einigen der untersuchten Arten wird es sogar nötig sein, die inneralpinen und westeuropäischen Populationen als eigene Arten zu beschreiben.“

Steppen reichen bis Wien

Inneralpine Steppen gibt es z. B. im Tiroler Oberinntal, im Vinschgau in Südtirol und im Wallis in der Schweiz. Sie liegen in Tälern, die durch hohe Gebirge von Wetterfronten abgeschirmt sind, wodurch dort sehr wenig Niederschlag fällt. An sonnigen Südhängen mit sehr flachem Boden kann hier kein Wald wachsen und es bilden sich Steppen aus.

Ausläufer des eurasischen Steppengürtels reichen bis nach Wien, Niederösterreich und in das Nordburgenland. Die Perchtoldsdorfer Heide und die Hainburger Berge sind etwa solche Steppengebiete in Ostösterreich, erklärt der Botaniker Peter Schönswetter. Die hier lebenden Organismen sind viel näher verwandt mit jenen in Zentralasien als mit der Flora und Fauna der benachbarten Alpen. (APA/däu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2020)

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