Patente

Wie Ideen flügge werden

Innovation umgesetzt: Ein Dissertant der Uni Salzburg und ein Masterabsolvent der FH Salzburg verbinden Möbel mit Halterungen aus dem 3-D-Drucker.
Innovation umgesetzt: Ein Dissertant der Uni Salzburg und ein Masterabsolvent der FH Salzburg verbinden Möbel mit Halterungen aus dem 3-D-Drucker.(c) FH Salzburg
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Der Schutz geistigen Eigentums ist eine eigene Wissenschaft. Hochschulen unterstützen Studierende in unterschiedlichem Ausmaß bei der Verwertung von Innovationen.

Den Köpfen von Studierenden entspringt, speziell etwa in technisch-naturwissenschaftlichen und kreativen Disziplinen, manche Idee, die patentierungswürdig scheint. Um Erfindungen kommerziell zu verwerten, braucht es allerdings Know-how und Mittel. Je nach Projekt kann das Patentierungsverfahren, aber auch der Bau eines Prototypen viele Ressourcen erfordern.

Die Strukturen von Hochschulen seien damit oft überfordert, sagt der Jurist und Bildungsforscher Werner Hauser, der auch an der FH Joanneum und der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt tätig ist. „Was die Innovationsverwertung von hochschulischer Forschung betrifft, existieren viele euphemistische Legenden, die mit der Praxis wenig zu tun haben. Was etwa hilft die kreativste Innovation, wenn ich kein Wissen über Produktionsketten, Marktzugang und Distribution habe?“ Dieses Know-how an einer Hochschule aufzubauen sei schwierig. Umso relevanter sei es daher, Unternehmen für faire Partnerschaften zu gewinnen.

Unterstützung für Unis

Der Aufwand, den Hochschulen betreiben, um studentischen Erfindern unter die Arme zu greifen, ist unterschiedlich hoch. Universitäten, die mit dem Universitätsgesetz 2002 das Recht auf patentrechtliche Sicherung und Verwertung von Forschungsergebnissen ihrer Mitarbeiter bekamen, wurden beim Aufbau von Patent- und Lizenzmanagementteams unterstützt und können sich im Rahmen von WTZ-Programmen („Wissenstransferzentren und IPR-Verwertung“-Förderprogrammen) etwa um Prototypenföderungen bewerben.

Die TU Wien verfügt sogar über drei Fachgruppen, die in der Abteilung Forschungs- und Transfersupport zusammenarbeiten, um Erfinder zu unterstützen. Laut Tanja Sovic, Leiterin der Fachgruppe Patent- und Lizenzmanagement, werden manche Patente innerhalb von ein oder zwei Jahren erteilt. „Die Verfahren können aber auch langwierig und kostspielig sein, vor allem, wenn in dem Bereich bereits viele Patente bestehen.“ Bis zur endgültigen Vermarktung brauchen Forscher oft einen langen Atem. „Unternehmen interessieren sich für Erfindungen, wenn anhand von Prototypen gezeigt werden kann, dass die Technologie funktioniert, idealerweise bereits im halbindustriellen Maßstab. Bis zur Marktreife soll es nicht mehr als ein bis drei Jahre dauern“, weiß Sovic. Erfindungen aus der Grundlagenforschung seien meist in einem frühen Stadium und erfordern im Schnitt fünf bis sechs Jahre Weiterentwicklung, bis Interessenten gefunden werden könnten.

Klar ist für Sovic, dass es in Österreich etwa bei den Förderungen für die Entwicklung von Prototypen Nachbesserungsbedarf gibt. So investiere etwa die Verwertungsgesellschaft der Universität von Cambridge bis zu eine Million Pfund pro Projekt. In Österreich betrug die Prototypenförderung durch das Wissenschaftsministerium insgesamt eine Million Euro pro Jahr für alle Projekte.

Förderungen gekürzt

Gefördert wurden von 2013 bis 2018 etwa zehn Projekte pro Jahr, davon gut die Hälfte von der TU Wien. „Die Nachfrage der Universitäten nach Prototypenförderungen ist enorm, das Angebot leider sehr begrenzt. Sie wurde ab 2019 gekürzt“, sagt Sovic

Was in kleinerem Rahmen getan werden kann, zeigt der Studiengang für Holztechnologie und Holzbau der FH Salzburg. Um den Studierenden die Scheu vor dem Thema Patentierung zu nehmen, werden sie im Unterricht dazu angeregt, sich selbstreflexiv mit dem Schutz geistigen Eigentums auseinanderzusetzen. Zudem wird das Thema in Lehrveranstaltungen wie Förderungs- und Projektakquise eingebaut. Ab einer bestimmten Teilnehmerzahl werden auch Freifächer dazu angeboten. „Für die FH ist die Erarbeitung von Patenten kein Geschäftsmodell, durch diese Projekte und Lehrveranstaltungen soll die Sensibilisierung der Studierenden für das Thema gestärkt werden“, sagt Alexander Petutschnigg, Studiengangsleiter Holztechnologie und Holzbau. „Das sollen sie dann in ihre praktische Tätigkeit mitnehmen.“

Abgesehen von hochschuleigenen Initiativen können Start-up-Centers oder Inkubatoren – neben der Unterstützung auf dem Weg in die Selbstständigkeit – auch für die Verwertung einzelner Innovationen hilfreich sein. In Salzburg berate das FH-Start-up-Center Studierende und halte Vorträge und Veranstaltungen ab, sagt Petutschnigg. Auch das Österreichische Patentamt unterstütze Studierende durch Aktivitäten wie den Patent-Scan oder einen Patent-Scheck.

Geld nicht im Vordergrund

Für die tatsächliche Umsetzung von Innovationen bedürfe es jedoch neben der entsprechenden Kompetenz auch hoher Motivation, sagt Petutschnigg. „Wirklich neue Ideen umzusetzen ist eine persönliche Herausforderung, die ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft, oft auch Leidensbereitschaft voraussetzt. Der Lohn ist oftmals nicht vorrangig der monetäre, sondern vor allem die persönliche Bestätigung, es schaffen zu können. Alles kann die Hochschule nicht vermitteln, aber sie kann gewisse Kompetenzen entwickeln und stärken sowie Ängste relativieren.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2020)

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