Evolution

Sex bei Enten: Langer Penis, kleine Eier

Bei Enten kommt es häufig zu erzwungenen Kopulationen.
Bei Enten kommt es häufig zu erzwungenen Kopulationen.(c) imago images/Karina Hessland (KH via www.imago-images.de)
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Evolutionärer Zusammenhang zwischen Größe der gelegten Eier und der Penislänge von Erpeln anders als gedacht.

Die Launen der Natur können zu den seltsamsten Phänomenen führen. So haben männliche Vertreter mancher Entenspezies einen Penis, der länger als ihr restlicher Körper und dazu noch wie Korkenzieher gedreht ist. Den Grund dafür sehen Wissenschaftler in dem unsanften Fortpflanzungsverhaltender Tiere: Oft besteigt ein Erpel ein Weibchen, drückt es unter Wasser und zwingt es zur Kopulation. Während andere Vogelarten dabei ihre Kloaken aneinanderpressen, stülpen männliche Entenvögel beim Geschlechtsakt einen Penis aus der Kloake, der die Spermienübertragung unter Wasser erleichtert.

Wettrüsten der Geschlechter

Um der erzwungenen Kopulation zu entgehen, haben sich bei Weibchen spiralförmige Windungen im Geschlechtstrakt entwickelt, die sich in die entgegengesetzte Richtung der Windungen am Penis der Erpel drehen – was das Eindringen erheblich erschwert. Neben den Vaginalspiralen können die Weibchen als weitere Abwehrmaßnahme auch Eier, die in erzwungenen Kopulationen befruchtet wurden, aufgeben und nicht ausbrüten.

Eine Hypothese des kanadischen Biologen Jim Briskie besagt, dass bei Spezies, deren Weibchen größere Eier legen, die Erpel größere Penisse entwickelt haben – denn durch die höheren „Investitionskosten“ würden die großen Eier nicht so schnell aufgegeben werden, Zwangsbefruchtungen würden sich daher eher lohnen und ein längerer Penis wäre dabei ein klarer Vorteil.

Diese Annahme hat Hans Winkler von der Vet-Med-Uni Wien gemeinsam mit deutschen Kollegen imJournal of Avian Biology" widerlegt – das Gegenteil scheint der Fall zu sein: Je größer der Erpelpenis bei einer Art, umso kleiner die Enteneier. Anscheinend brauchen die Weibchen den Platz für eine höhere Anzahl an Vaginalspiralen. (däu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2020)

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