Gedankenlese

Zwischen Tanzlust und Totentanz: Glanz und Tragik der 1920er-Jahre

Zwei Geschichtsmagazine beleuchten die schicksalhafte Weimarer Republik, die so viele Déjà-vu-Gefühle weckt.

Geschichte wiederholt sich nicht, gewiss. Aber historische Entwicklungen können sich sehr wohl in anderen Epochen widerspiegeln. Ähnlichkeiten können da ins Auge stechen und Déjà-vu-Gefühle wecken. Gerade beim Blick 100 Jahre zurück, in die 1920er-Jahre, wird es vielen Betrachtern so ergehen. Zwei führende deutsche Geschichtsmagazine helfen dabei Interessierten, sich dieses gleichermaßen faszinierende wie düstere Jahrzehnt aus den verschiedensten Blickwinkeln anzusehen. Dass die 1920er immer noch immense Neugierde wecken, zeigt allein der Erfolg der Fernsehserie „Babylon Berlin“. Beide Hefte beschäftigen sich schwerpunktmäßig natürlich mit Deutschland, der Weimarer Republik, österreichische Aspekte kommen nur am Rande vor.

Was bei der Lektüre der beiden Magazine so ins Auge springt, ist die frappante Widersprüchlichkeit dieses Jahrzehnts: Fortschritt und Restauration, Liberalismus und Anachronismus, Prasserei und Elend, Lebensfreude und Depression, Vergnügen und Verbrechen. Oder, wie es der Chefredakteur von „Zeit.Geschichte“ (1/20), Frank Werner, formuliert: „Die Zwanziger zeigen uns, wie eng Tanzlust und Totentanz beieinanderliegen.“ Genau diese Vielfalt und Widersprüchlichkeit ist es, die noch immer fasziniert: „Die Konstruktion dieses Zeitgeists, die Suche nach Identität in der kulturellen Moderne – gerade die spricht viele Menschen an, weil sie auch heute auf der Suche sind“, erläutert der Leiter des renommierten Münchner Instituts für Zeitgeschichte, Andreas Wirsching, im Interview, warum diese Zeit heute ein solches Interesse weckt.

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