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Hochschulen: Umbauen vor und hinter den Kulissen

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Corona Universität BibliothekUni Graz/Lelja
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Covid-19 stellt das Hochschulleben auch abseits der Lehrtätigkeit auf den Kopf: von der Reinigung über die Infrastruktur bis zur Organisation von Eignungsprüfungen.

Nicht alles ist negativ, wenn man die Veränderungen betrachtet, die Covid-19 für Hochschulen mit sich bringt. Speziell der Forschung bietet sich die Möglichkeit, die gesellschaftliche Relevanz von Wissenstankern wie einer Universität unter Beweis zu stellen und sich mit außeruniversitären Organisationen neu zu vernetzen.
An der Universität Graz zum Beispiel startete die Initiative „Mein Engagement“, mit der das Rektorat Wissenschaftler aufruft, in der Krise ihren Beitrag zu leisten. „Die Universität stellt jetzt wertvolle Laborflächen und teure Messinstrumente sowie Know-how zur Erforschung des Virus und auch für Testungen zur Verfügung“, sagt Konstantinos Tzivanopoulos, Pressereferent der Uni Graz. Auch sei das Forschungsprojekt „Corona-Archiv“ ins Leben gerufen worden. „Es setzt sich wissenschaftlich mit dem Thema auseinander und damit, wie wir als Gesellschaft damit umgehen. Mitarbeiter, Studierende und die Öffentlichkeit sind aufgerufen, sich zu melden und Material zu schicken.“

Interne Kommunikation

Auch für die Pressestelle der Universität ergibt sich dadurch eine Fülle an neuen Aufgaben der Vermittlung von Wissenschaft. Vor allem sei derzeit aber auch die interne Kommunikation mit den Mitarbeitern fordernd, sagt Tzivanopoulos und spricht damit wohl für alle Öffentlichkeitsarbeiter an Universitäten und Fachhochschulen.

Abgesehen von den Herausforderungen an Forschung und Onlinelehre bedeutet die Bekämpfung des Virus für eine große Institution wie die Universität Graz massive Umstellungen in der alltäglichen Infrastruktur. Den Einsparungen an Energie stehe ein Mehraufwand etwa für den Ankauf von Desinfektionsmitteln, Mund- und Nasenschutz oder Plexiglaswänden gegenüber, sagt Tzivanopoulos. „Letztere wurden zum Beispiel für die Universitätsbibliothek angeschafft, die seit 4. Mai den Ausleihebetrieb wiederaufgenommen hat.“ Angestiegen sei auch die Intensität der Reinigung, etwa für die Desinfektion der Lehr- und Seminarräume.

Veranstaltungen nun online

Sonst gilt es für die Verantwortlichen an den Hochschulen, für zahlreiche, teilweise bereits traditionelle Präsenzveranstaltungen alternative Onlineformate zu finden, beispielsweise für Fachtagungen, für die „Lange Nacht der Forschung“ oder für interne Veranstaltungen wie den „Tag der Nachhaltigkeit“ oder das „Science Café“ an der FH St. Pölten. Anfang April bewältigte man dort wie an vielen anderen Hochschulen die Herausforderung, die alljährlichen Tage der offenen Tür erstmals als „Online-Infodays“ durchzuführen. Rund 700 Interessierte nahmen laut Daniela Kaser, Leiterin der FH-Unternehmenskommunikation, an den Onlinevorträgen teil und stellten Fragen. „An zwei Tagen wurden insgesamt 19 Webinare abgehalten. So wurde Bachelor- und Masterinteressenten die Möglichkeit geboten, sich von zu Hause aus über die Studienmöglichkeiten zu informieren.“
Für die Pädagogischen Hochschulen hingegen galt es, insbesondere ihre Aufnahmeverfahren den neuen Voraussetzungen anzupassen. So haben sich die zehn Hochschulen und Universitäten des „Verbundes Mitte“ (Lehramtsausbildungen in Salzburg und Oberösterreich) darauf geeinigt, das Aufnahmeverfahren für das Sekundarstufen-Lehramtsstudium in diesem Jahr auf ein Online-Self-Assessment zu beschränken. Für das Lehramtsstudium Primarstufe (Volksschule) müssen sich Interessenten zusätzlich der Feststellung ihrer körperlichen und musikalischen Eignung an der jeweiligen PH unterziehen. An der Pädagogischen Hochschule Salzburg Stefan Zweig wird dieses Eignungsverfahren für die Bereiche Musik und Sport in der Primarstufe wie geplant im Juli und September durchgeführt. Man werde dafür kleine Gruppen bilden und mehr Termine anbieten, sagt Elfriede Windischbauer, Rektorin der PH Salzburg und Vorsitzende des Verbundes Mitte. „Die Maßnahmen wie Abstandhalten, Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und Desinfektion können eingehalten werden. Es steht ja fast die gesamte Hochschule leer, und wir haben genug Platz.“

Einreiseprobleme

Problematisch sind auch die Grenzschließungen, insbesondere für Österreichs Privatuniversitäten, die mit 44 Prozent den größten Anteil internationaler Studierender haben. Viele davon seien mit Beginn der Krise zu ihren Familien gereist und nähmen nun – oft in unterschiedlichen Zeitzonen – am Onlineunterricht teil, sagt Karl Wöber, Präsident der Österreichischen Privatuniversitäten-Konferenz (Öpuk). Für diese Studenten sowie viele internationale Studienwerber, die im Herbst mit dem Studium in Österreich beginnen wollten und dafür ein Visum benötigen, sei ein großes Problem, dass derzeit bei österreichischen Vertretungen im Ausland keine Anträge eingereicht werden könnten.

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