Männer wollen bloß ein hübsches Gesicht

(c) Blumenbar Verlag
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Die nigerianisch-britische Autorin Oyinkan Braithwaite hat mit „Meine Schwester, die Serienmörderin“ eine fesselnde Mischung aus Thriller und Gesellschaftsporträt geschrieben. Das liest sich unterhaltsam und nachdenklich machend zugleich.

Oyinkan Braithwaites erstes - drei Zeilen umfassendes - Kapitel von "Meine Schwester, die Serienmörderin" wird sich wohl in Zukunft in zahlreichen Lehrbüchern darüber finden, wie man einen (Kriminal-)Roman perfekt beginnen kann: "Ayoola ruft mich mit diesen Worten herbei: Korede, ich habe ihn umgebracht. Ich hatte gehofft, diese Worte nie wieder zu hören." Damit ist die Ausgangssituation klar. Ayoola, Koredes Schwester hat nicht erst einmal gemordet.

Worum es geht? Ayoola ist eine unglaublich schöne Frau, der die Männerwelt zu Füßen liegt. Oder um es in den Worten ihrer Schwester Korede, der Erzählerin, zu sagen: "Sie hat den Körper einer Musikvideo-Sexbombe, einer sündhaften Frau, eines Sukkubus. Er straft ihr engelsgleiches Gesicht Lügen."

Bloß hat diese Sexbombe eine schlechte Angewohnheit - sie tötet ihre Männer. Wie gut, dass es da ihre Schwester gibt: Die Krankenschwester weiß, wie man Blutspuren und Leichen entfernt. Als sich Tade, ein Arzt in jenem Krankenhaus, in dem Korede arbeitet, auf Anhieb in die bildhübsche Schwester verliebt, wird die Loyalität der Aufräumerin und Aufwischerin auf eine Probe gestellt. Denn sie selbst ist in Tade verliebt.

„Mehr wollen sie alle nicht“

Korede ist überzeugt, dass Tade anders ist. Liebenswürdig und einfühlsam, ein Mann der Kindern gern ein Lied vorsingt. Ayoola sieht das nüchterner: "Er ist nicht tiefgründig. Er will bloß ein hübsches Gesicht. Mehr wollen sie alle nicht." Wer wird recht haben? Vor allem muss sich Korede aber eine andere Frage stellen: Wie lange will ich meiner mordenden Schwester helfen?

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Die nigerianisch-britische Autorin Oyinkan Braithwaite hat eine erfrischende Mischung aus fesselndem Thriller und scharfzüngigem Gesellschaftsporträt geschrieben. Während sich der Leser auf der einen Seite gut unterhält, bringt sie diesem die patriachalisch geprägte Gesellschaft Nigerias näher. Eine kleine, eindringliche Szene im Autoverkehr in der Millionenstadt Lagos sagt viel darüber aus, wie sehr Frauen der Allmacht von Männern tagtäglich ausgeliefert sind. Braithwaite zeigt, wie sich zwei Frauen - auf ihre eigene Art und Weise - gegen diese von Männern dominierte Welt zur Wehr setzen. Nach und nach wird durch Rückblenden in die Kindheit der beiden ihr Handeln erklär- und verstehbar.

Der Autorin ist alles in allem ein beeindruckendes Debüt gelungen. Mit ihrem Buch schaffte es die 32-Jährige auf die Longlist des renommierten "Booker Prize", zudem wurde es von der "Los Angeles Times" als bester Krimi des Jahres ausgezeichnet. Nicht zu unrecht, denn auch mit ihren letzten Sätzen, die bewusst nicht verraten werden sollen, schafft Braithwaite - wie schon beim Einstieg - die perfekte Klammer für diesen außergewöhnlichen Roman.

Das Buch

Oyinkan Braithwaite: „Meine Schwester, die Serienmörderin“, übersetzt von Yasemin Dincer, Blumenbar Verlag, 239 Seiten, 20,60 Euro.

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