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"Faschistische" Maßnahmen: Elon Musk will Tesla aus Kalifornien abziehen

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FILES-US-POLITICS-COMPUTERSAPA/AFP/BRENDAN SMIALOWSKI
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Tesla beschäftigt in der Bucht von San Francisco rund um den Firmensitz Palo Alto ungefähr 20 000 Menschen. Die Corona-Auflagen in Kalifornien hatte Musk kürzlich "faschistisch" beschimpft.

Tesla-Chef Elon Musk will den Firmensitz des Elektroauto-Herstellers wegen anhaltender Corona-Beschränkungen in Kalifornien in einen anderen US-Bundesstaat verlegen. Zudem droht er mit dem Abzug der Produktion in Kalifornien. Tesla werde die Zentrale und kommende Zukunftsprojekte "sofort" nach Texas oder Nevada verlegen, schrieb Musk am Samstag (Ortszeit) auf Twitter.

"Ehrlich, das ist das i-Tüpfelchen", schrieb er in Bezug auf Auflagen des Bezirks Alameda bei San Francisco, die eine Wiedereröffnung der dortigen Tesla-Fabrik vor Juni verhindern würden.

Er werde sofort gegen die Entscheidung des Bezirks klagen, zürnte
Musk. Ein Fortbestand der Produktion am Standort Fremont hänge davon
ab, wie die Firma dort künftig behandelt werde, schrieb er weiter.
"Tesla ist der letzte verbliebene Autohersteller" in Kalifornien und
sei zudem ein wichtiger Exporteur, schrieb er. Tesla beschäftigt in
der Bucht von San Francisco rund um den Firmensitz Palo Alto
ungefähr 20 000 Menschen - davon rund die Hälfte in der Fabrik in
der Stadt Fremont.

Musk sieht Recht verletzt

Musk ist dafür bekannt, mit skurrilen und meinungsstarken
Auftritten bei Twitter für Aufsehen und Verwirrung zu sorgen. Erst
vergangene Woche hatte er mit einer Serie eigenwilliger Tweets dafür
gesorgt, dass Teslas Börsenwert um Milliarden Dollar absackte. 2018
hatte sich Musk mit seinen Tweets sogar Ärger von der
US-Börsenaufsicht SEC eingebrockt. Eigentlich muss er sich einer
Vereinbarung mit der SEC zufolge relevante Tweets im Voraus vom
Unternehmen freigeben lassen.

Die Corona-Auflagen in Kalifornien hatte Musk erst Ende April als
"faschistisch" beschimpft. Seine Meinung sei, die Menschen würden
durch die Maßnahmen "in ihren Häusern eingesperrt und ihre Rechte
nach der Verfassung verletzt", wetterte er. Wer zuhause bleiben
wolle, solle nicht gezwungen werden, rauszugehen, schränkte er ein.
"Aber den Leuten zu sagen, dass sie ihr Haus nicht verlassen können,
dass sie dann festgenommen werden, das ist faschistisch, das ist
nicht demokratisch, das ist nicht Freiheit."

Der 2003 gegründete Elektroautohersteller hatte das Werk in
Fremont 2010 von Toyota für nur 42 Millionen Dollar erworben, aber
inzwischen Milliarden Dollar investiert. Es derzeit die einzige
Fabrik, in der Tesla die Modelle S, X und Y herstellen kann. Nach
Einschätzung von Experten ist deshalb ein schneller Umzug der
Produktion möglich. Tesla hat zwar inzwischen auch andere Werke,
diese dienen aber vor allem zur Produktion von Batterien, will aber
auch die Autoproduktion künftig breiter aufstellen.

Fabrik in Deutschland geplant

So werden seit einiger Zeit in dem noch sehr neuen Werk in
Shanghai neben Batteriezellen auch Autos produziert. Wegen der
Corona-Pandemie stand dort die Produktion zwischen Ende Jänner und
Mitte April still.

In Deutschland will Tesla in Grünheide südöstlich von Berlin eine
Fabrik bauen - dort sollen Autos und Batterien gefertigt werden. In
Berlin selbst soll zudem ein Design- und Entwicklungszentrum
entstehen.

Tesla ist zwar nach wie vor viel kleiner als die großen deutschen
Autohersteller BMW, Daimler und Volkswagen. Da die Investoren dem
US-Konzern wegen des Wandels der Automobilindustrie aber weiter eine
große Zukunft zutrauen, ist Tesla derzeit an der Börse mit
umgerechnet mit 140 Milliarden Euro mehr wert als die drei deutschen
Konzerne, die zusammen auf 134 Milliarden Euro kommen.

(APA/dpa)

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