Die Welt bis gestern

Weltkrieg: Sieger, Rächer, Befreier, Besatzer

Denkmalsturz: Sowjet-Marschall Iwan Konjew, demontiert in Prag, im April 2020.
Denkmalsturz: Sowjet-Marschall Iwan Konjew, demontiert in Prag, im April 2020.(c) imago images/CTK Photo (Ondrej Deml via www.imago-images)
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„Sie gaben ihr Leben für eure Zukunft“ steht auf dem Denkmal eines sowjetischen Soldaten in Berlin. Warum fiel es so schwer, von 1945 als Jahr der Befreiung zu sprechen?

Kontroverse und Kritik – damit muss jeder rechnen, dessen Thema Zeitgeschichte ist. Auch der Autor dieser Zeilen hat das vor Kurzem erfahren. Nach einem Artikel über das russische Befreiungsdenkmal am Wiener Schwarzenbergplatz kam eine Zurechtweisung vonseiten der russischen Botschaft in Wien. Der Artikel enthalte verächtliche Passagen, besonders die Formulierung, das Denkmal werde in Wien „despektierlich“ behandelt, erregte Anstoß. Man müsse dieses Symbol der Erinnerung an die für die Befreiung Österreichs gefallenen Rotarmisten nicht „lieben“, aber Hass sei fehl am Platz, hieß es in dem Schreiben. Das ist ein Missverständnis, sowohl inhaltlich als auch semantisch. Ein Mensch, der „despektierlich“ denkt, erweist nach „Duden“-Definition einem Objekt nicht den gebührenden Respekt, der ihm eigentlich zusteht. Nicht anders war das gemeint.

Die Kritik berührt freilich ein Thema, das rund um das Gedenken an den 8. Mai 1945 immer wieder auftaucht. Und Denkmäler und Formulierungen spielen dabei eine nicht unbeträchtliche Rolle. Man hat den Eindruck: Die historischen Schlachtfelder werden zu solchen der Gegenwart, zu Werkzeugen der Geopolitik, zu Waffen im tagespolitischen Geschäft. Wessen Geschichtsbild setzt sich durch? Ein Minenfeld, indem es auch um Terminologie geht: Kamen die Sieger als Befreier?

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