Pizzicato

Puppen und Pappenheimer

Keine Anfeuerungsrufe, keine Sprechchöre, keine Gesänge, kein Torjubel, keine Buhrufe.

Arme Borussen: Ihre Pappenheimer im Stadion, eine stolze Fan-Armee von 12.000 Pappkameraden, haben Mönchengladbach im ersten Heimspiel seit dem Neustart der Bundesliga nicht den nötigen Kick versetzt. Das Match gegen Leverkusen ging trotz der symbolischen Unterstützung der Anhänger, die ihr Konterfei gegen ein kleines Entgelt auf den Rängen platziert hatten, verloren. Die gespenstische Stille im Borussia-Park ließ sich so nicht vertreiben.

Der berühmte „zwölfte Mann“ – so der Fußballjargon – blieb stumm und die Atmosphäre steril. Keine Anfeuerungsrufe, keine Sprechchöre, keine Gesänge, kein Torjubel, keine Buhrufe. Wie man es besser macht, führte die Konkurrenz aus Bayern vor – indes nicht die Startruppe aus München, sondern die politische Avantgarde von der CSU. Beim ersten virtuellen Parteitag der Geschichte kam der Applaus für Markus Söder, Sebastian Kurz & Co. vom Band – wie bei amerikanischen Sitcomserien, Lacher garantiert.

Von Bayern lernen heißt siegen lernen: Das würden auch die Bayern-Macher „Kalle“ Rummenigge und Uli Hoeneß, sein pensionierter, kongenialer Partner, jederzeit unterschreiben. Als PR-Profis wissen sie selbstverständlich auch, was ihren Kollegen vom FC Seoul teuer zu stehen kam: Dass Sexpuppen als Staffage auf der Tribüne die Kicker höchstens von ihrem Job ablenken.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2020)

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