Nachtgastronomie

"Verbietet es, Geld zu verdienen": Clubs und Bars wollen Ende der Sperrstunde

Michaela Bruckberger
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Die Nachtgastronomen drängen den Gesundheitsminister, die Corona-Sperrstunde nach hinten zu verschieben. Am 15. Juni gibt es einen gemeinsamen Termin. Tanzflächen mit 300 Leuten wird es aber wohl länger nicht geben.

Am 15. Juni gibt es für die Nachtgastronomen einen wichtigen Termin. Ihre Vertreter haben dann ein Gespräch mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). "Ziel ist es, dass
dann die Sperrstunde wieder fällt", sagt der Sprecher der Nachtgastronomen, Thomas Ratzenböck. Nach aktuellem Stand soll die "Corona-Sperrstunde" Mitte Juni von 23:00 auf 01:00 Uhr verschoben werden.

Die Nachtgastronomen - ein eigener Verein (Vereinigung der
österreichischen Nachtgastronomen, VÖNG) befindet sich gerade in
Gründung - erstellen für das Treffen einen Maßnahmenkatalog. Dieser soll "aufgedröselt werden nach verschiedenen Lokalgrößen": "Denn man kann eine 30-Gäste-Bar nicht mit einer Großraumdisko vergleichen", erläutert Ratzenböck. "Der kleinste gemeinsame Nenner aller Lokaltypen ist, dass die Sperrstunde fallen muss. Denn diese verbietet es, Geld zu verdienen." Nur ohne eine "Corona-Sperrstunde" könne wieder kostendeckend gearbeitet werden.
Dann könnten Gastronomen viel eher entscheiden, ob es für sie Sinn
mache, wieder aufzusperren.

Fiebermessen und Coronabeauftragte

Das Gesundheitsministerium erwartet das Konzept "voraussichtlich
noch diese Woche". "Anschließend wird es von den Gesundheitsexperten geprüft", teilte das Ministerium mit. "Wir sind in gutem Dialog mit den Vertreten der Nachtgastronomie und gehen davon aus, dass auch am 15. Juni das Gespräch sehr konstruktiv sein wird", hieß es von einer Anschober-Sprecherin. Einzelne geplante Maßnahmen im Konzept der Nachtgastronomen
umfassen laut Ratzenböck etwa Abstände zwischen Gästegruppen, die Installierung eines Coronabeauftragten in jedem Lokal und das
tägliche Fiebermessen bei den Mitarbeitern.

"Es schmerzt schön langsam richtig", bedauert etwa Martin Ridler,
der in Innsbruck den "Tante Emma"-Club mitbetreibt, den aktuellen
Zustand. "Man gewinnt den Eindruck, einer Willkür ausgesetzt zu sein." Er will endlich wieder aufsperren und ist dazu gerne bereit, coronabedingte Maßnahmen umzusetzen. Doch dass "Tanzlokale in der Nachtgastronomie wohl sicher dieletzen sein werden, die aufsperren dürfen", sieht auch Nachtgastro-Sprecher Ratzenböck kommen. "Tanzflächen mit 300 Leuten - das wird wohl länger nicht gehen. Aber wir versuchen auch hier Lösungen zu finden." Es müsse aber auch nicht zwingend auf großen Tanzflächen getanzt werden. Oft tanzten die Gäste ohnehin dort, wo sie gerade stünden.

Kritik an der Standesvertretung

Von der Wirtschaftskammer (WKÖ) fühlen sich die Nachtgastronomen in der Coronakrise übrigens nicht ausreichend vertreten. "Die Wirtschaftskammer hat uns bisher sehr stiefmütterlich behandelt", kritisiert Ratzenböck. "Für die Nachtgastronomie hat sie nicht verhandelt." Daher habe man nun nach deutschem Vorbild die Vereinigung der Nachtgastronomen gegründet um eine freiwillige Interessensvertretung zu haben. "Da sitzen wichtige, unterschiedliche Repräsentanten drin: von den Größten wie etwa der Bollwerk-Gruppe, Praterdome oder Empire hin zu kleinen Clubs.“ Nächste Woche sollte der Verein eingetragen sein, hieß es.

Aus dem Tourismusministerium von Elisabeth Köstinger (ÖVP) gab es
zum Thema Nachtgastronomie und deren schwieriger Lage keine Stellungnahme.

(APA)

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