Höhepunkt

Tennis während der Krise: Oberpullendorf statt Wimbledon

Jürgen Melzer.
Jürgen Melzer.(c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Philipp Brem)
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Die Staatsmeisterschaften in Oberpullendorf profitieren von der internationalen Wettkampfpause. Im Burgenland servieren Anfang Juli vier Daviscup-Spieler.

Wien. Während ATP-Turniere weltweit sowie die Grand Slams in New York und Paris noch um ihre Austragung kämpfen, steht Oberpullendorf bereit. Im Burgenland finden auf der Anlage des Sporthotels Kurz von 28. Juni bis 4. Juli die österreichischen Staatsmeisterschaften statt, die Veranstaltung entpuppte sich rein sportlich als einer der Gewinner der Coronakrise. Weil das internationale Turniergeschehen bis mindestens Ende Juli ruhen wird, sind für die Spieler die Möglichkeiten, Matchpraxis zu sammeln, rar. So überrascht es nicht, dass mit Ex-Top-Ten-Spieler Jürgen Melzer, Dennis Novak (ATP 85), Sebastian Ofner (ATP 163) und Jurij Rodionov (ATP 166) gleich vier aktuelle Daviscup-Akteure in Oberpullendorf aufschlagen.

Auch mit Dominic Thiem wurde verhandelt, der Weltranglistendritte ließ sich von Organisator Günter Kurz allerdings noch nicht von einem Start überzeugen. „Würde Dominic auch noch zusagen, wäre es perfekt. Aber er hat in dieser Woche vermutlich andere Pläne“, sagt Kurz, der sich wie der ÖTV dennoch über das stärkste Starterfeld bei Staatsmeisterschaften (ORF Sport+ überträgt ab 30. Juni täglich live) seit sehr langer Zeit freuen darf.

Routinier fordert die Jugend

Zu besagtem Termin hätte eigentlich das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon stattfinden sollen, auch Doppel-Profi Melzer wollte auf dem heiligen Grün des All England Lawn Tennis and Croquet Club servieren – doch Corona änderte alles. Statt an der Church Road im Südwesten Londons wird nun eben in der Stadiongasse 16 in Oberpullendorf zum Racket gegriffen. Routinier Melzer ist dank einer Wildcard mit dabei, er wird in der ÖTV-Rangliste nur noch an Position 163 geführt, weil ihm nationale wie internationale Auftritte und somit Punkte im Einzel fehlen.

Dennoch zählt der seit zwei Wochen 39-Jährige bei den Staatsmeisterschaften zum engsten Favoritenkreis, wie auch seine jüngsten Auftritte im Rahmen der Austrian Pro Series in der Südstadt belegt haben. Dort schlug der Niederösterreicher unter anderem Daviscup-Kollegen Rodionov, gewann vier seiner fünf bisherigen Matches und verlor nur gegen Thiem. Seine Einzelkarriere hatte die ehemalige Nummer acht der Weltrangliste im Oktober 2018 in Wien beendet, weil sein Körper den täglichen Anforderungen nicht mehr gewachsen war. „Aber die Corona-Pause hat auch mir gutgetan“, sagt Melzer, der bemerkt, dass er „immer besser in Schlag kommt. Ich mag diese Herausforderung, einer gegen einen.“

Ein Einzel-Comeback auf der ATP-Tour wird es dennoch nicht mehr geben, unabhängig davon, wie erfolgreich die Austrian Pro Series und die Staatsmeisterschaften verlaufen. Letztere hat Melzer übrigens noch nie gewonnen, weil er meist international im Einsatz war. „Ein Titel, der mir noch fehlt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2020)

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