Luftfahrt

AUA: Neustart mit Maske

NEUSTART VON AUSTRIAN AIRLINES ERFOLGT
NEUSTART VON AUSTRIAN AIRLINES ERFOLGTAPA/HELMUT FOHRINGER
  • Drucken

Am Montag nahm die AUA wieder den regulären Flugbetrieb auf. Trotz aller Freude bei dem Unternehmen ist es ein Neustart mit veränderten Gegebenheiten – für Firma und Passagiere.

Wien. Genau 88 Tage lang standen sämtliche Flugzeuge mit rot-weiß-roter Heckflosse geparkt auf dem Flughafen Wien. Am Montag hoben die ersten nun wieder ab, um den regulären Flugbetrieb aufzunehmen. Vor allem der Start der allerersten Maschine – OS111 nach München – wurde von den Mitarbeitern regelrecht zelebriert. So standen viele von ihnen Spalier für die Passagiere. Und auch AUA-Chef Alexis von Hoensbroech gab sich hocherfreut. Er sei „dankbar, das Fliegen wieder starten zu dürfen“.

Doch bei aller Freude über den Neustart bleibt klar, dass es in den kommenden Monaten und Jahren ein langsames und mühsames Wiederhochfahren geben wird. So legte von Hoensbroech wenige Stunden nach dem Start der ersten Maschine vor Journalisten die Pläne der AUA für die kommende Zeit vor. Demnach fliegt die zur Lufthansa gehörende Airline im Juni gerade einmal mit fünf Prozent der vorhandenen Kapazität.

„Das heißt nicht, dass wir nur zwei bis drei Destinationen anfliegen. Wir fliegen zu über 30 Destinationen, fliegen aber sehr selten“, so der AUA-Chef. Anstatt wie früher mehrmals am Tag würden manche Ziele nun nur noch einmal die Woche angeflogen werden. Und diese Flüge fänden auch mit kleineren Maschinen statt.

70 Prozent Auslastung

Dadurch sei jedoch die Auslastung besser als ursprünglich erwartet wurde. „Die ersten Maschinen hatten eine Auslastung von 70 Prozent. Das ist weniger als vor der Krise, man kann damit aber sehr zufrieden sein“, so von Hoensbroech weiter. Außerdem sehe man inzwischen wieder ein „aktives Buchungsverhalten“. Vor allem in einem Zeithorizont von ein bis zwei Wochen vor Abflug würden die Menschen wieder vermehrt Interesse an Flügen haben.

Dennoch werde die Kapazität nur langsam zunehmen. Im Juli rechnet die AUA mit einem Anstieg auf 20 Prozent der Gesamtkapazität, bis zum Ende des Jahres sollen es 50 Prozent sein. Im kommenden Jahr soll sich das weiter auf 70 Prozent erhöhen und sich in den Jahren 2022/23 auf etwa 80 Prozent einpendeln. „Es wird eher Jahre als Monate dauern, bis wir wieder ein neues Normal haben“, so von Hoensbroech. Nachdem derzeit Europa-Destinationen – vor allem in der D-A-CH-Region sowie Osteuropa – sowie Tel Aviv angeflogen werden, soll ab Juli auch die Langstrecke wieder starten – mit Destinationen in Nordamerika und Bangkok. „Dann werden wir auch wieder eine klassische Drehkreuzfunktion haben.“

Grundsätzlich gebe es aber immer noch eine starke Verunsicherung bei den Passagieren. „In Österreich haben wir zwar fast keine Coronakranken mehr, weltweit gab es gestern jedoch so viele Neuansteckungen wie nie zuvor“, sagt von Hoensbroech. Daher werde Fliegen weiterhin von vielen als problematisch angesehen.

Klimaanlage filtert Viren

Um den Passagieren die Angst zu nehmen und die Ansteckungsgefahr zu reduzieren, hat die AUA ihre Regeln an Bord verändert. So gibt es von nun an eine ständige Maskenpflicht, die nur während des Essens ausgehoben wird. Außerdem werden die Flugzeuge regelmäßig desinfiziert, die Passagiere erhalten beim Einsteigen künftig auch Tücher, um ihren Platz nochmals zu reinigen.

Das sonst vorgeschriebene Abstandhalten wird nämlich nicht überall möglich sein. Zwar soll durch blockweises Abfertigen beim Boarding und Deboarding ein zu enges Zusammenstehen verhindert werden, im Flugzeug wird aber jeder Platz besetzt.

Das sei aber hinsichtlich Covid-19 kein allzu großes Problem, so von Hoensbroech, da die Klimaanlage des Flugzeugs auch Viren und Bakterien herausfiltert und alle sechs Minuten die Luft komplett umwälzt. Die Luft an Bord sei daher von der Qualität her vergleichbar mit einem OP-Saal.

Eine generelle Maskenpflicht gebe es nun auch auf dem Flughafen Wien, so Flughafen-Vorstand Julian Jäger. Neben Abstandsregeln und Plexiglasschildern sollen künftig auch Wärmebildkameras bei der Einreise eine Verbreitung des Coronavirus verhindern. „Wir rechnen im Sommer mit rund 20.000 Passagieren pro Tag“, so Jäger. Im Sommer 2019 waren es noch 100.000 täglich.(jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.