Skandal

Nun ist die Bombe im deutschen Wirtschaftskrimi geplatzt

Wirecard-Chef Markus Braun.
Wirecard-Chef Markus Braun.(c) Bloomberg (Matthias Doering)
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Hat der Zahlungsabwickler Wirecard selbst betrogen, oder wurde er gelegt? Für über 1,9 Mrd. Euro Bankguthaben gibt es jedenfalls keine Belege, wurde bekannt. Die Aktie stürzte um zwei Drittel ab. Was nun?

Normalerweise wird an der Börse die Zukunft gehandelt. Und diese sah beim deutschen Zahlungsabwickler Wirecard immer vielversprechend aus. Weil aber in seinem Fall die Vergangenheit derart schlecht aufgearbeitet ist, wird er nun mit voller Wucht von ihr eingeholt. Und die Aktionäre mit ihm. Massenweise suchten sie am Donnerstag das Weite. Ein Crash, wie ihn die Börse nicht oft sieht, war die Folge. Im Tagesverlauf verlor die Aktie etwa zwei Drittel.

Dabei hatte das Unternehmen nach vorläufigen Zahlen, die es am Donnerstag schließlich veröffentlichte, sein Transaktionsvolumen im vergangenen Jahr um 38,5 Prozent auf 173 Milliarden Euro gesteigert, den Umsatz um 37,5 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro und den Nettogewinn um fast 39 Prozent auf gut 482 Millionen Euro.

Bombe ging hoch

Was also war gestern geschehen? Die Prüfungsgesellschaft EY hat den Wirecard-Abschlussbericht, der schon mehrmals verschoben worden war, weshalb Wirecard längst im Verruf stand, nicht attestiert. Und mit der Bombe, die dabei hochging, hatten nicht einmal die größten Skeptiker gerechnet: EY habe den Konzern darüber informiert, dass über die Existenz von Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von 1,9 Milliarden Euro keine ausreichenden Prüfungsnachweise vorlägen, teilte Wirecard mit. Es gebe Hinweise, dass dem Abschlussprüfer von einem Treuhänder oder aus dem Bereich von Banken, die die Treuhandkonten führen, „unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt wurden”. Damit gehe es um etwa ein Viertel von Wirecards Bilanzsumme.

Wirecard sehe sich als mögliches Opfer eines „gigantischen Betrugs”, sagte ein Sprecher. Der Konzern will daher Anzeige gegen unbekannt erstatten. Auch Wirecard-Chef Markus Braun, gebürtiger Österreicher, meldete sich zu Wort: Ihm zufolge hat der Wirtschaftsprüfer früher erteilte Bestätigungen der Banken nicht mehr anerkannt. „Alle Beteiligten sind um schnellstmögliche Aufklärung bemüht”, versicherte er.

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