Astrophysik

Wie entstehen Planeten? Dieser soll es verraten

Der Blick in den Himmel.
Der Blick in den Himmel.(c) Reuters
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Mit „AU Mic b“ haben Astrophysiker einen Planeten eines jungen, nahen Sterns entdeckt – ein Glücksfall.

Über ein Jahrzehnt lang suchten die Forscher, nun haben sie endlich einen Planeten gefunden, der AU Mic umkreist. Wozu das hartnäckige Bemühen? Und warum nennen die amerikanischen und kanadischen Astrophysiker um Peter Plavchan in Nature (24. 6.) ihre Entdeckung einen „Durchbruch“?

Der kleine Stern (mit der halben Masse unserer Sonne) ist uns mit 32 Lichtjahren Entfernung relativ nah und lässt sich gut beobachten. Vor allem aber ist er jung, vor erst rund 22 Millionen Jahren entstanden, kein Vergleich zu den 4,5 Milliarden unserer Sonne. Es umgibt ihn noch eine Scheibe aus Staub und Gas. Aus solchem Material, das von der Entstehung übrig bleibt, formen sich dann Planeten und ihre Atmosphären. Aber wie, wann, warum?

Um das zu klären, muss man solche jungen Gebilde finden und untersuchen, was immens aufwendig ist. Einen ersten Hinweis lieferten kleine, periodische Bewegungen, ein Hin und Her, das man bei dem Stern beobachtete und das sich durch die Schwerkraft ihn umkreisender Planeten erklären lässt. Dann brauchte es Geduld: Wenn ein Stern regelmäßig etwas weniger hell strahlt (was ein Nasa-Satellit beobachtet), kann es daran liegen, dass sich ein Planet auf seiner Umlaufbahn zwischen ihn und uns schiebt.

Dritter Fund, zweites Szenario

Wie stark er den Stern „dimmt“, verrät dann seine Größe, Entfernung zum Stern und Masse. Für „AU Mic b“, wie man ihn getauft hat, ließ sich ermitteln: Er hat in etwa die Größe von Neptun, dessen dreifache Masse und braucht für einen Umlauf 8,5 Tage, was bedeutet, dass er seiner Sonne extrem nahe kommt. Diese Sonne ist noch hoch aktiv, hat ein starkes Magnetfeld und viele Eruptionen an der Oberfläche. Gut möglich, dass der Planet noch stark an Atmosphäre verliert, was man an einem Schweif im Schlepptau sehen müsste – darauf sollen sich weitere Beobachtungen konzentrieren.

Dieser Exoplanet ist erst der dritte von einem jungen Stern, der bisher gefunden wurde. Die beiden anderen umkreisen den Stern Beta Pictoris, der nahe von AU Mic liegt. Sie sind aber viel massiver und dürften daher auf eine andere Weise entstanden sein. Nun kann man zwei unterschiedliche Szenarios für die Bildung von Sonnensystemen vergleichen – auch deshalb ist die aktuelle Entdeckung ein Glücksfall. 

(gau)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2020)

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