Pizzicato

Dann schau' ma mal

Wolfgang Greber
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Ein kurzer Schreck, dann hab ich gelacht. Von eigentümlichen Schatten, einem schönen Land, der Sache mit Corona und dem Spritzwein.

Ein kurzer Schreck, dann hab ich gelacht. Als Radfahrer kennen Sie das vielleicht: Wenn die Sonne exakt so hinter einem steht, dass sie deinen Schatten in gerader Linie vor dem Rad auf den Asphalt wirft und man darin aussieht, als seien beide Arme amputiert, weil sich nur die Schultern und ein Teil der Oberarme abzeichnen und der übrige Armschatten mit dem des Oberkörpers verschmilzt.

Nun ja. Schon wieder Juli, eine Landstraße im Südosten von NÖ, ein warmer Morgen. Es ist unheimlich grün heuer, viel Regen, der Mais steht schon hoch, und die gelben Köpfe der Sonnenblumen sehen der Sonne beim Wandern zu. Kürbisse falten gelbe Blütentrompeten auf. Dazwischen erbräunte Felder der Frühgerste, großteils schon abgeerntet, der Rest Stoppeln, mit Punkten und Wölkchen von Mohn und Kornblumen. Geruch nach Erde, Gras, Kräutern, der bittere Duft von Ysop, dessen violette Blütenkerzen in Haufen aus dem Grün ragen. In der Ferne das graue Schneebergmassiv. Es ist schon ein schönes Land.

Kürzlich, in unserem Lieblingsheurigen in dieser Gegend hart an der Grenze zum Burgenland beim Leithagebirge, reden Leute am Nebentisch. Eine Frau sagt: „Jössas, wenn der Virus jetza dauernd wiederkommt und alles zuadraht, was soll denn aus uns werdn?"

Ich nahm das Glas mit dem Spritzwein. „Uns", dachte ich. „Uns werden erst mal einen trinken. Dann schau' ma mal.“ (wg)

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