Pizzicato

Väter & Söhne

Wann sich die Obsorge zwischen den Generationen umkehrt, lässt sich nicht genau sagen.

Dass Mütter, die die 80 überschritten haben, vieles besser zu wissen vermeinen als ihre 50-plus-Sprösslinge und sie bemuttern, ist kein südländisches Phänomen.

Zwischen Vätern und Söhnen ist die Sache komplizierter. Neulich lief der volljährige Sohn des deutschen Grünen-Chefs Robert Habeck halbnackt durchs Bild, als sein Vater in einem Video-Interview aus dem Home-Office zugeschaltet war. „Du bist voll im Fernsehen jetzt“, rief der Politiker mit lässig-ironischem Unterton dem Sohnemann zu, der es so zu Drei-Sekunden-Ruhm brachte.

Lang vor den Zeiten von Videokonferenzen und sozialen Medien galt Stanley Johnson als Exzentriker und notorischer Paradiesvogel, ehe ihn sein Sohn in allen Bereichen überflügelte – als Womanizer, Übertreibungskünstler, Autor, Bürgermeister und Premier. Das Schillernde, Pfauenhafte liegt den Johnsons im Blut, die auf Vorfahren in halb Europa zurückgehen – von Russland über Deutschland bis in die Türkei. Als der bald 80-Jährige wieder einmal alle Warnungen der Regierung in den Wind schlug, um via Bulgarien in sein Ferienhaus nach Griechenland zu reisen, blieb Boris Johnson nichts anderes übrig, als mit den Schultern zu zucken. Es sollte wohl besagen: „Ist schon okay, Pa ist alt genug.“ (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

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