Pizzicato

Ein Himmel voller Geigen

Seinen Nachruf hat der große Ennio Morricone selbst verfasst, als wollte er nichts dem Zufall überlassen. Ein Abgang mit Grandezza. Doch ein Finale furioso folgt womöglich noch.

Mit Bach, Mozart oder Palestrina wollte sich Ennio Morricone nie messen, und als der Maestro von der Bühne des Lebens abging, trat er ganz hinter sein Werk zurück. Statt vor die Rampe zu treten, um quasi ein letztes Mal die Ovationen seines Publikums entgegenzunehmen, blieb er als Kapellmeister im Orchestergraben. Er ahnte wohl, dass die Scala ihm die Reverenz erweisen würde.

„Ich will nicht stören“, lautete die letzte Sentenz des 91-Jährigen, der die Stille liebte, um in sich hineinzuhorchen und die Stimmen im Kopf in Musik zu verwandeln. Und doch blieb er bis zum Ende ein Dirigent, der selbst einen schlichten Nachruf als Inserat in den italienischen Zeitungen verfasste – als würde die Nachricht von seinem Ableben nicht in Sekundenschnelle um die Welt gehen. „Ich, Ennio Morricone, bin gestorben. Das kündige ich allen Freunden an, die mir stets nahe gestanden sind, und auch jenen, die ferner sind und die ich mit großer Liebe grüße.“

Ein Abgang mit Stil und Grandezza, nicht aber der letzte Akt. Als Finale furioso wird sein Requiem für die Opfer des Einsturzes bei der Eröffnung der neuen Renzo-Piano-Brücke in Genua ertönen. Vielleicht werden Panflöten erklingen, Oboen, Pauken und Trompeten wie in „The Mission“, und der Himmel wird voller Geigen hängen – womöglich gezupft, als Pizzicato.

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