Corona-Proteste

Serbien: „Der Zorn der Leute ist zu groß“

Erneut haben Tausende gegen Präsident Vučić und das Chaos in der Coronakrise protestiert.
Erneut haben Tausende gegen Präsident Vučić und das Chaos in der Coronakrise protestiert. APA/AFP/ANDREJ ISAKOVIC
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Erneut haben Tausende gegen Präsident Vučić und das Chaos in der Coronakrise protestiert. Die Regierung spricht vom „Versuch eines Staatsstreichs“.

Belgrad. Erneut heulten in Serbiens Großstädten die Sirenen der Rettungs- und Streifenwagen durch die Dunkelheit. Der Unmut über vertuschte Infektionszahlen, überfüllte Krankenhäuser und die beschönigenden Propagandabotschaften der Regierung ließen in der Nacht zum Donnerstag erneut Tausende empörter Demonstranten in Belgrad, Novi Sad, Kragujevac und Niš durch die Straßen ziehen. Blutige Ausschreitungen wurden neben der Hauptstadt vor allem aus Novi Sad vermeldet: Maskierte schleuderten Mülltonen und Feuerwerkskörper durch eingeschlagene Fenster des Rathauses.

Vučićs Durchhalteparolen

„Ausländische Geheimdienste und Kriminelle setzen Belgrad in Flammen!“, titelte nach der zweiten Krawallnacht in Folge die regierungsnahe Postille „Alo!“. Von einem „Versuch eines Staatsstreichs“ sprach Verteidigungsminister Aleksandar Vulin. „Trotz der Attacken krimineller Gewalttäter werden wir den Frieden bewahren“, versicherte der nach Paris gereiste Präsident Alexander Vučić: „Serbien wird siegen.“
Die Opposition wittert hingegen nicht nur hinter den sehr harten Knüppel- und Tränengasorgien der Polizei, sondern auch hinter den Gewaltexzessen rechtsextremer Hooligans die steuernde Eskalationshand der Geheimdienste. Gezielt seien bei Protesten „Trupps von Hooligans“ auf Oppositionspolitiker angesetzt worden, klagt SSP-Chef Dragan Djilas.
Er sei von mehreren Mitgliedern der rechtsextremen Leviathan-Bewegung attackiert worden, berichtet der PSG-Vorsitzende Sergej Trifunović. Die Regierung habe die Hooligans geschickt, um bei den Demonstranten für „Chaos und Konflikte“ zu sorgen, so auch der NS-Chef und frühere Außenminister Vuk Jeremić: „Sie wollen uns gegeneinander aufhetzen.“

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