Pizzicato

Der „Kini“ vom Chiemsee

Königswetter und „Kitsch as Kitsch can“ am Chiemsee.

Bayern im Sommer 2020. Was für eine Entfaltung von Macht, Pracht und Herrlichkeit vor Alpenkulisse und unter weiß-blau-bayerischem Himmel. Königswetter und „Kitsch as Kitsch can“ am Chiemsee: Als hätte der „Kini“, König Ludwig II., für seine Cousine Sisi, Kaiserin von Österreich-Ungarn, allen Prunk auffahren lassen. Nur dass Markus Söder, Bayerns Ministerpräsident mit hochfliegenden Ambitionen, den „Kini“ gab und Angela Merkel die „Sisi“.

Mädchen und Buben in Dirndl und Lederhose standen Spalier für die Kaiserin aus Berlin und ihren Kronprinzen. Mit dem Dampfer ging es über den See, mit volkstümlicher Pferdekutsche zum Schloss Herrenchiemsee und in den Spiegelsaal, danach zur Pressekonferenz am Seeufer. Als Echo hallte es vom Chiemsee in die Republik: Wer ist der Größte, Schönste, Beste im ganzen Land?

In Nordrhein-Westfalen erfasste die CDU-Thronprätendenten der blanke Neid: Armin, der Joviale (Laschet); Friedrich, der Große (Merz); Norbert, der Weise (Röttgen) und nicht zuletzt Jens, der Schlaue (Spahn). Für den Empfang der Kanzlerin im Herbst suchen sie nun schon nach einem geeigneten Schloss. Trost finden sie einstweilen in der Historie: Mit Ludwig II. nahm es ein schlechtes Ende im Starnberger See. Als Spinner verschrien, ging er ins Wasser – um als Mysterium in alle Ewigkeit weiterzuleben. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2020)

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