Wie sich Mangel mit Kunst kompensieren lässt.
Vorige Woche war an dieser Stelle von einer auf dem Versandweg verschollenen Klobrille die Rede. Sie ist immer noch nicht aufgetaucht. Außerdem ist inzwischen die Kommunikation mit dem Onlineshop abgerissen, berichtet mir mein Freund: „Das ist seelische Folter!“, stöhnt er.
Ich habe ihm empfohlen, inzwischen eine zu malen. Das kann er nämlich sehr gut. Ich kann mich dabei auf Schopenhauer berufen – für diesen war die Beschäftigung mit Kunst der einzig mögliche Weg, ein seelisch-geistiges Gleichgewicht zu erlangen. Zuerst wollte ich Sigmund Freud bemühen, aber da ist die Therapie komplizierter. Wie erinnerlich, hat bei diesem der Wunsch nach unmittelbarer Bedürfnisbefriedigung ja etwas mit der Libido zu tun.
Nichts geändert hat sich auch an ihrer Farbe – sie bleibt türkis. Das lässt mich weitere seelische Qualen befürchten. Aber wenn er meinen Rat befolgt, wird er sicher einmal ein großer Maler.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2020)