Verzerrung

Tücken der Tierforschung

Sie ist wieder frei. Aber die kurze Gefangenschaft und das Anbringen des Senders haben ihr Verhalten verändert.
Sie ist wieder frei. Aber die kurze Gefangenschaft und das Anbringen des Senders haben ihr Verhalten verändert.Reinhard Dirscherl / Lookphotos / picturedesk
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In das Erkunden von Verhalten und Leistungsfähigkeit von Tieren gehen unvermerkt Befindlichkeiten der Tiere ein, die die Befunde verzerren können.

Bei Indigenen Papua-Neuguineas zählt es zu den Initiations- bzw. Mannbarkeitsriten, dass junge Männer den Geist der Ahnen dadurch übernehmen, dass sie Sperma erwachsener Männer in sich aufnehmen müssen, mit dem Mund oder im Anus. Bei diesem Sex haben schon nächste Nachbarn unterschiedliche Praktiken, sie halten die je eigenen für generell gültig und verachten die der anderen als ekelhaft.

Mit diesem drastischen Beispiel für seltsame Sitten und Denkweisen regionaler Völkerschaften eröffnete Joseph Henrich (University of British Columbia) eine der meist zitierten Publikationen im Feld von Psychologie und Verhaltensforschung. Dann bog er abrupt zu nicht weniger Seltsamem ab, zu regionalen Völkerschaften, die in der Wissenschaft das Bild der Menschheit schlechthin prägen: jenen an den Universitäten der USA (und, mit Abstand, anderer westlicher Industrieländer). Dort arbeiten die maßgebenden Forscher, und dort rekrutieren sie die Testpersonen für ihre Psycholabors der Einfachheit halber unter den Studierenden. Und lang bemerkten sie überhaupt nicht, wie seltsam das ist.

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