Argentinien

Der Maturant und die Wall Street Guys

Als Assistent des Wall-Street-kritischen Nobelpreisträgers Joseph Stiglitz hatte Guzmán sämtliche relevanten Umschuldungsprozesse der vergangenen Jahre studiert.
Als Assistent des Wall-Street-kritischen Nobelpreisträgers Joseph Stiglitz hatte Guzmán sämtliche relevanten Umschuldungsprozesse der vergangenen Jahre studiert. (c) AFP
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Der schmächtige und stets höfliche Stoppelbartträger Martín Guzmán wurde von den US-Verhandlern anfangs belächelt. Doch Argentiniens Finanzminister wusste genau Bescheid.

Buenos Aires. Als hätten Argentiniens Fußballer die Weltmeisterschaft gewonnen. In einer lauen Sommernacht mitten im südlichen Winter kam es zu weit vorgerückter Stunde endlich zu jenem Jubel, auf den Staatschef Alberto Fernández seit seinem Amtsantritt im Dezember hatte warten müssen. Am Dienstagmorgen, kurz nach drei Uhr früh, konnte Martín Guzmán den entscheidenden Treffer landen. Der junge Finanzminister und die Chefverhandlerin des weltgrößten Vermögensverwalters Black Rock verständigten sich auf eine Umschuldung jener Anleihen im Wert von 68 Milliarden Dollar, die Argentinien unter New Yorker Recht aufgelegt hat und deren Schuldendienst seit Mai aussteht.

Als extrem zäh und mühsam haben sich die Gespräche erwiesen, die sich zwei Stunden vor der Einigung nochmals verhakt hatten und nur dank des besänftigenden Eingreifens der begleitenden Banker abgeschlossen werden konnten. In seiner ersten Offerte am 20. April hatte Argentinien dargelegt, nicht mehr als 38 Prozent der Schulden erstatten zu können, während die Gläubiger mindestens 60 Prozent erwartet hatten. Nun einigten sich beide Seiten auf eine Umschuldung im Gesamtwert von 54,8 Prozent. Durch die Übereinkunft wird das Land in den kommenden fünf Jahren 42,5 Milliarden Dollar einsparen.

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