Filmkritik: Bergman? Für wen hält der sich?

(c) Goran Hallberg
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Die Handlung von Salto für Anfänger ist natürlich reichlich vorhersehbar, aber die Nebenrollen sind sympathisch besetzt. Auch Martina Haag als Bella gibt dem Film mit ihrer ungebotoxten Stirn eine Authentizität.

Es soll Leute geben, die händeringend die Flucht ergreifen, wenn sie ein Buch mit dem typischen blau umwölkten Cover sehen. Das sind die sogenannten Frauenbücher, die mittlerweile von den Verlagen alle sehr ähnlich gestaltet werden – also sehen sie alle wie Romane von Cecelia Ahern aus. Das ist nur konsequent, denn warum sollten sie sich äußerlich unterscheiden, wenn sie sich inhaltlich doch so sehr gleichen: Tollpatschige Frau nimmt ihr Leben in die Hand, und als Bonus gibt's die große Liebe. Und wenn nicht, dann macht's auch nichts, weil–sie hat ja etwas aus ihrem Leben gemacht.

In diese Kategorie fällt auch Martina Haags „Salto für Anfänger“; die Beschreibung „schwedische Bridget Jones“ sagt schon viel bis alles. Nun wurde der Roman verfilmt – und Martina Haag selbst spielt darin die Hauptrolle.

Isabella ist fast 40 und glaubt immer noch daran, dass sie von Beruf Schauspielerin ist, obwohl sie seit der Volksschule auf keiner Bühne mehr gestanden ist. Weil die Versicherung ihr jetzt Druck macht, bestückt sie ihren Lebenslauf mit ein paar brauchbaren Fähigkeiten. Brauchbar auch deshalb, weil Isabella sie ganz gut gebrauchen könnte: Fechten, Rollerbladen, Akrobatik, alles Dinge, die die kurzatmige Schwedin mit der Vorliebe für Cremeschnitten noch niemals praktiziert hat.

Saltokurs und Purzelbaum

Aber wie das Leben in Frauenromanen so spielt, kommt just da ein Angebot vom Nationaltheater: Sie wird für eine Shakespeare-Inszenierung von Ingmar Bergman gebraucht. Denn der hat sich eine Sequenz mit Zirkusnummern einfallen lassen. Also gibt Bella viel Geld für einen Saltokurs aus, in dem sie Purzelbaumschlagen lernt, und kapert eine Hüpfburg auf dem Spielplatz.

Als wäre der Stress nicht aufzufliegen, nicht groß genug, verliebt sich Bella auch noch in einen dänischen Filmstar, der – natürlich – nicht nur positive Überraschungen bereithält. Außerdem zerkracht sie sich mit ihrer besten Freundin, was kein Wunder ist: Wurde einst in romantischen Komödien die Frage verhandelt, ob Männer und Frauen „nur“ Freunde sein können, so gilt heute: Langzeit-Single und Power-Couple – das geht sich nicht aus.

Die Handlung von Salto für Anfänger ist natürlich reichlich vorhersehbar, aber die Nebenrollen sind sympathisch besetzt (etwa die Mutter, die immer wieder damit droht, „diesen Bergman“ anzurufen, denn „für wen hält sich der eigentlich?“). Auch Martina Haag als Bella gibt dem Film mit ihrer ungebotoxten Stirn eine Authentizität, die vergleichbaren Hollywood-Komödien fehlt. Ein Film für Frauen, denen Sex and the City 2 dann doch zu plump und amerikanisch war.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2010)

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